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vollendet Israel seine Verschuldung an ihm, indem seine Oberen mit Hilfe des Verräters Jesum gefangen nehmen, wider alles Recht ihn zum Tode verurteilen, ungerührt durch das reumütige Bekenntnis des Judas das Todesurteil von Pilatus erzwingen, und endlich den Leidenden noch höhnen und gegen das in den wunderbaren Erscheinungen bei JEsu Tod ergehende Zeugnis Gottes über den am Kreuze Getöteten sich verhärten, während der heidnische Hauptmann glauben lernt (c. 26. 27).

 2. Auch gegen den Eindruck der Auferstehung JEsu, deren Gewißheit ihnen durch ihre eigenen Grabwächter besiegelt wurde, verhärten sich die Oberen des Volkes und betrügen das Volk um dies letzte und größte Zeugnis von der Göttlichkeit des Heilandes. Der Auferstandene entsendet daher seine Jünger, nachdem Israel ihn verworfen, in die Völkerwelt, damit sie durch die Taufe aufgenommen werde in das Reich Gottes (c. 28). So schließt das Ende des Evangeliums mit seinem Anfang (c. 2) sich zusammen.


§ 72.
Das Evangelium nach Markus.

 1. Markus, mit vollständigem Namen Johannes Markus Akt. 12, 12 u. a.) war der Sohn der Maria, einer zu Jerusalem wohnhaften, angesehenen, dem Apostel Petrus befreundeten Christin, in deren Hause sich die Apostel oft versammelten (sehr wahrscheinlich identisch mit dem 14, 51–52 erwähnten Jüngling). Nach 1 Petri 5, 13 zu schließen, war Markus der geistliche Sohn des Apostels Petrus. Er begleitete zuerst den Apostel Paulus und den Barnabas als Diener auf ihren Missionsreisen (Akt. 12, 25; 13, 5), trennte sich aber dann von ihnen, so daß Paulus bei seiner zweiten Missionsreise sich entschieden weigerte, ihn mitzunehmen (15, 35–39). Später aber finden wir ihn doch (nach Kol. 4, 10; 2 Tim. 4, 11) während der zweimaligen Gefangenschaft des Paulus wieder in dessen Umgebung. Das Altertum stellt aber nicht ohne Anhalt in der Schrift (1 Petr. 5, 13) Markus in viel innigere Beziehung zu Petrus, als zu Paulus; Papias, Irenäus, Tertullian u. a. nennen ihn den „Dolmetscher“ des Petrus, der, wie Papias, oder sein Gewährsmann, der „Presbyter“ (Apostel?) Johannes sagt, die mündlichen Lehrvorträge des Petrus schriftlich aufzeichnete.[1] Ähnlich sagt auch


  1. Die Stelle lautet: „Markus, der des Petrus Dolmetscher war, hat die Worte und Thaten JEsu, soweit er sie durch Erinnerung wußte, genau, doch nicht der Ordnung nach niedergeschrieben. Denn er hat weder den HErrn gehört, noch ist er ihm gefolgt, wohl aber, wie gesagt, späterhin dem Petrus, [291]