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die Kapiteleinteilung angenommen. Die Synagogenrollen haben weder Vers- noch Kapiteleinteilung.


§ 17.

 Bis zum 15. Jahrhundert wurde der hebräische Text handschriftlich fortgepflanzt. Die Schriftgelehrten der Juden haben mit einer geradezu peinlichen Sorgfalt darüber gewacht, daß der Text nicht verfälscht würde. Die Handschriften, die wir noch haben, reichen freilich nicht über das 9. Jahrhundert, beweisen aber durch ihre Übereinstimmung die Sorgfalt, mit der sie abgeschrieben wurden, und die wunderbare Zuverlässigkeit der Textesüberlieferung. Soferne sich dennoch Verschiedenheiten der Handschriften finden, sind sie nur von sehr unwesentlicher Bedeutung. In allem Wesentlichen ist uns durch die jüdischen Schriftgelehrten der ursprüngliche Text des Alten Testamentes treu überliefert worden. Die Erfindung der Buchdruckerkunst erleichterte dann die Fortpflanzung des Textes. Die erste vollständige Ausgabe des ganzen Alten Testaments erschien zu Soncino 1488; die zweite zu Brescia 1494, aus welcher Luther schöpfte; die dritte in der Polyglotte von Complutum (Alcala) 1514 bis 1517; die vierte in Venedig durch Daniel Bomberg 1518 und korrekter 1526. – Der Complutensischen und Bomberg’schen Ausgabe folgten dann die meisten späteren Drucke, welche durch die Vergleichung der Masora und der Handschriften immer größere Richtigkeit anstreben.




Kap. 4.
Von den Übersetzungen.

§ 18.

 Die älteste uns erhaltene Übersetzung des A. Testamentes ist die alte Griechische, die Alexandrinische oder „Septuaginta“ genannt, und gewöhnlich mit LXX bezeichnet. Den Namen Septuaginta verdankt sie der Sage von ihrer Entstehung, wornach der König Ptolemäus Philadelphus von Ägypten sie durch 70 palästinische Juden herstellen ließ.

 Es existiert nämlich eine Schrift, die ein gewisser Aristeas verfaßt haben will, der selbst an der Übersetzung teilgenommen hätte. Dieser Pseudo-Aristeas, wahrscheinlich ein Jude, der nicht lange vor Christo schrieb, erzählt, der König