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und Namen der Verfasser fehlten überall, wo sie nicht einen wesentlichen Bestandteil des Textes bildeten. Die Schrift war nicht Kursiv-, sondern Unzialschrift. Erst (?) Euthalius (Diakon der alexandrinischen Kirche) hat in seiner ums Jahr 462 vollendeten Ausgabe der Apostelgeschichte und der Episteln für die Vorleser den Text nach Zeilen oder Stichen abgeteilt, so daß auf jede Zeile gerade so viele Worte kamen, als zum Satzgliede gehörten. Diese Methode fand Beifall und wurde von andern auch auf die Evangelien angewendet. Diese stichometrische Schrift, wie man sie nennt, war bis zum 8. Jahrhundert im Gebrauch. Um aber den kostbaren Raum zu sparen, gab man diese Methode wieder auf und begnügte sich damit, das Ende der Stichen durch Punkte oder andere Zeichen anzudeuten. Daraus hat sich allmählich unsere Interpunktion entwickelt, die aber in ihrer jetzigen Ausbildung aus dem 16. Jahrhundert stammt. Für die sonn- und festtägliche Vorlesung (lectio continua) teilte Euthalius das N. Testament in Abschnitte ein. Der „Apostolos“ zerfiel in 57 Abschnitte. Über die Abschnitte des „Evangeliums“ ist uns nichts Näheres bekannt. Diese Lesestücke wichen später den sog. Perikopen, wie wir sie in der öffentlichen kirchlichen Vorlesung noch jetzt haben. Für den Privatgebrauch, besonders zum Behuf der Citation, wurde das N. Testament schon frühe in Kapitel eingeteilt, die aber sehr verschieden waren; um die Kapiteleinteilung der Evangelien haben sich schon Ammonius und Eusebius bemüht, den Apostolos hat ein uns unbekannter Kirchenvater (vielleicht Theodor v. Mopsveste) in Kapitel zerlegt, welche Euthalius in seinem „Apostolos“ anmerkt.

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 Unsere jetzige Kapiteleinteilung stammt entweder von dem spanischen Kardinal Hugo von St. Caro († 1263) oder von Stephan Langton († 1228). Letzteres ist das Wahrscheinliche; ersteres wird bestritten. Unsere Versabteilung ist noch jünger; wir verdanken sie dem 16. Jahrhundert, und sie findet sich zuerst in der 4. Ausgabe der griechisch-lateinischen Bibelausgabe des Erasmus von 1551 und auf Grund derselben in der Ausgabe des gelehrten Pariser Buchdruckers Robert Stephanus, 1551. Auch die Überschriften der Bücher stammen nicht von den Verfassern, sondern wurden beigefügt, als man mehrere derselben in eine Sammlung vereinigte. Sie sind in