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wird (4–5), wo man durch Gottes Gerichte an den Völkern sich nicht warnen läßt, – diese Stadt muß notwendig durchs Feuer des Gerichts (6–8). Wenn aber Gottes Volk durchs Zornfeuer geläutert ist, so wird es den Völkern mit reiner Lippe predigen und sie werden sich bekehren zum HErrn und als seine Anbeter ihm Opfer bringen (9–10). Israel wird dann ein heiliges, demütiges, Gott vertrauendes Volk sein (11–13). Es freut sich dann das Volk: weg ist die Trübsal, der HErr ist bei seinem Volk, es schirmend und in Liebe seiner sich freuend (14–17). Das arme, zerstreute Israel, das lange der Festfeier entbehrte, kehrt heim (18), denn die Weltmacht, die es gefangen hielt, ist zu nichte, Gottes Volk aber kommt wieder zu Ehren inmitten der ganzen Welt (19–20).


§ 54.
10. Haggai.

 1. Haggai (der Festfeiernde) geweissagt, als Juda unter der Herrschaft des Königs Darius Hystaspis stand, im Jahre 520.[1] Das Volk war noch nicht lange aus dem Exile heimgekehrt. Geheilt vom Götzendienst beeiferte es sich, dem Gott der Väter fortan allein zu dienen, baute sofort nach seiner Rückkehr einen Brandopferaltar und richtete den täglichen Opferdienst wieder ein. Dann ward auch der Tempelbau in Angriff genommen und es wurde rüstig fortgebaut. Aber die Feindschaft der Samariter, die am Tempel Anteil haben wollten, aber nicht erhielten, und die deshalb die Juden beim Perserkönig verklagten und ein Verbot des Weiterbaues erwirkten (Esra c. 4), hinderte den Bau; ja er blieb zuletzt ganz stille stehen. Das Volk ließ sich nur allzugerne hindern. Die Interessen der Selbstsucht und des Eigennutzes nahmen es gefangen, und des Tempels ward vergessen. Auch Heimsuchungen des HErrn erweckten den alten Eifer nicht (1. 6. 9–11): der Bau ruhte von dem Jahre der Heimkehr, also vom Jahre 535, bis zum Jahre 520. Da trat Haggai auf, um Serubabel und Josua, die die Leitung und damit auch die Verantwortlichkeit für das Volk hatten, zu ermahnen, daß sie den Tempelbau wieder aufnähmen und getrost und hoffnungsfreudig zum Ziele führten. Dies der Endzweck der prophetischen Sendung Haggais, deren Denkmal in dieser prophetischen Schrift vorliegt.


  1. Nach der Tradition hätte er geweissagt unter Darius Nothus, dem Sohne des Ahaschwerosch und der Esther; Darius hätte seiner Mutter Esther schon am Tage seines Regierungsantritts das Versprechen gegeben, Jerusalem wieder zu bauen. Vgl. die apokryph. Schrift III Esra 4. 43.