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bis zur Zeit des Elias und Elisa (c. 13, 1 etc.) steht ihm dieselbe vor Augen und wird unablässig verwendet, besonders die Geschichte der Patriarchen und der Richterzeit. Hosea ist ein Zeuge für das frühe Vorhandensein der ganzen in den biblischen Geschichtsbüchern vorhandenen Geschichtsdarstellung. Er ist original in der Auffassung des Verhältnisses Gottes zu Israel unter dem Gesichtspunkt des Ehebundes; seine tiefe innerliche Anschauungs- und Empfindungsweise kommt darin recht zum Ausdruck; er hat damit einen Ton angeschlagen, der durch die ganze spätere heilige Litteratur nachklingt, von Jeremia und Ezechiel an bis zur Offenbarung St. Johannis.

 3. Im einzelnen stellt sich der Inhalt des Buches dar, wie folgt:

 I. Israel, die Abtrünnige, wird eingeladen, zu ihrem Eheherrn (Jehova) zurückzukehren c. 1–3.

 c. 1. Das Zeichen. Hosea nimmt auf Gottes Befehl ein Weib, das die eheliche Treue bricht und ihm Kinder des Ehebruchs gebiert, damit er durch seine Ehe das Verhältnis Israels zu Jehova vor Augen stelle[1]. Seinen Kindern muß er Namen geben, welche dem Volke Zeichen sind für die Früchte seines Ehebruchs. Die erste Frucht des Abfalls für Israel wird der Untergang des Königshauses sein: da, wo der Urahn gesündigt (2 Kön. 9, 27; 10, 14; 10, 11), werden die Enkel büßen. Die zweite Frucht ist die Hingabe des Zehnstämmereichs in Feindeshand gegenüber dem Reiche Juda, das durch Gottes Wundermacht errettet werden wird (vgl. Jes. 37. Am. 9, 10 ff.). Die letzte Frucht ist die Verstoßung, d. i. die Aufhebung des eingegangenen Bundes in der Zeit des Exils; doch ist diese Aufhebung des Bundes nicht für alle Zeit und wendet sich schließlich in Gnade und neuen Segen (1, 3–11). – Nun folgt in c. 2 auf die symbolische Thatsache die Deutung. Hier redet der HErr selbst, und zwar zu den Bekehrten. Diese sollen die Bußfertigen im Volke trösten (2, 1) ihre Mutter aber die abgefallene Volksgemeinde, zurecht weisen, damit sie ihr ehebrecherisches Wesen lasse, weil der HErr ihr sonst alle Gnaden entziehen und ihre Kinder verstoßen werde (2–4). Ihr Ehebruch ist ihr Götzendienst: daß sie den Götzen zuschreibt, was ihr doch Jehova gegeben


  1. In welchem Sinne der Befehl Jehovas an Hosea zu fassen, ist streitig. Man faßt ihn entweder so, daß Hosea ihn wirklich ausführen mußte, oder so, daß er für ihn nur die Bedeutung einer Allegorie hatte. Der Wortlaut des ganzen Kapitels spricht für die erstere Fassung, und es wird v. Orelli (Die altt. Weissagung S. 257) beizustimmen sein, wenn er es für das wahrscheinlichste erklärt, Hosea habe das Unglück der Untreue seines Weibes wirklich erlebt und hinterher erkannt, daß er der Prophet und Vertreter Jehovas, nach Gottes Willen jene unglückliche Wahl treffen mußte, um durch sein häusliches Mißgeschick, das nur zu sehr des Volkes Aufmerksamkeit auf sich zog, diesem einen Spiegel vor die Augen halten zu können, indem es erkennen sollte, wie es zum HErrn und wie der HErr zu ihm stehe.