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Zeit der Abfassung des Buches scheint nach c. 3, 3b Ninive bereits zerstört zu sein.

 Kein Buch der h. Schrift hat den Unglauben mehr zu Zweifel und Spott herausgefordert, als das Buch Jona. Besonderen Anstoß erregte es 1. daß die große Stadt Ninive auf das Wort des fremden Propheten sich soll bekehrt haben. Die ihren Unglauben schmücken wollen, berufen sich auf Jes. 37, 10 f.; 23 f.; 10, 10 f., wo man das Gegenteil einer Bekehrung der Niniviten wahrnehme. Aber es handelte sich ja gar nicht um eine bleibende Bekehrung, sondern um die Thatsache, daß Gott auch der Heiden sich erbarme, und auch sie der Buße fähig seien, welche eben durch Jonas symbolische Sendung und ihren Erfolg offenbart werden sollte. 2. Noch größeren Anstoß nahm man daran, daß Jona nicht nur im Bauch des Fisches drei Tage und drei Nächte sollte verweilt haben und darauf von demselben sollte wieder lebendig ausgespieen sein, sondern daß er auch in diesem Zustande, noch im Leibe des Fisches, sollte einen Psalm gedichtet haben. – Für uns fragt sich’s nur, ob die Schrift selbst die Erzählung des Buches Jona als einen Bericht über Thatsächliches angesehen wissen wolle. Daß dies der Fall sei, geht aus Matth. 12, 39–41 und Luk. 11, 29–30 auf unwiderlegliche Weise hervor. Dies genügt uns, denn ob dann diese Thatsachen mehr oder weniger wunderbar seien, ficht uns nicht an, da unser gesamtes natürliches und geistliches Dasein auf Thatsachen beruht, denen wir nicht nachrechnen können, wir also das Dogma, daß Wunder nicht möglich seien, für eine Thorheit halten müssen.

 3. Übersicht des Inhalts.

 Jona wird von Jehova nach Ninive entsendet, um ihr den Untergang zu verkündigen, da ihre Bosheit zu Gott emporgestiegen sei. Der Prophet aber, welcher fürchtete, die Niniviten möchten Buße thun und Gott möchte sie verschonen und er selber mit seiner Weissagung zu Schanden werden, wollte der Sendung Jehovas nicht Folge leisten, verließ deshalb das Land Israel und fuhr mit einem Schiffe von Joppe gen Tarsis. Auf dem Meere erregte aber Jehova einen großen Sturm. Um zu erfahren, um wessen willen der Sturm über sie verhängt sei, warfen die Schiffsleute das Los. Dieses fiel auf Jona, welcher nun seine Schuld bekannte und die Schiffsleute aufforderte, ihn ins Meer zu werfen. Diese thaten dem Jona nach seinem Worte, worauf alsbald das Meer ruhig ward. Da überfiel die heidnischen Schiffer Furcht vor Jehova, dem sie Opfer und Gelübde weihten (c. 1). Jehova ließ nun einen großen Fisch kommen, der den Jona verschlang; in dessen Leib war der Prophet drei Tage und drei Nächte. In dieser wunderbaren Erhaltung erkennt er Gottes Gnadenabsichten mit ihm und so kann er jetzt schon, die Errettung vorausnehmend, danken. Darnach spie der Fisch auf Jehovas Befehl ihn aus ans Land (c. 2). Nun erging ein neuer Befehl an ihn, nach Ninive zu gehen, und da er nun erkannt hatte, daß der HErr überall Macht habe, und seine Knechte seinem Willen sich nicht entziehen können, so leistete er dem Befehle