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 3. Nebukadnezar errichtet in der Ebene von Babel eine ungeheure Statue von Gold, 60 Ellen hoch, 6 Ellen dick, versammelt zu deren Einweihung alle hohen Staatsbeamten des Reiches und gebietet ihnen durch seinen Herold bei Strafe, in einen glühenden Feuerofen geworfen zu werden, daß sie auf den Schall der musikalischen Instrumente vor dem Bilde niederfallen und es anbeten. Die drei Gefährten Daniels – von ihm selbst ist gar nicht die Rede – unterlassen es, und weigern sich auch vor dem König, es zu thun. Die werden nun in den aufs stärkste geheizten Ofen geworfen, aber in demselben auf wunderbare Weise erhalten, so daß Nebukadnezar selbst voll Staunens die Macht ihres Gottes anerkennt und einen Befehl erläßt, worin jeglicher mit Todesstrafe bedroht wird, der den Gott dieser Männer lästern würde, ihnen selbst aber hohe Ämter im Lande Babel anvertraut (3, 1–30).

 4. Es folgt nun ein Brief des Königs Nebukadnezar, gerichtet an alle Völker auf der ganzen Erde, worin er erzählt, wie Daniel ihm einen Traum ausgelegt habe, den alle Weisen seines Reiches nicht zu deuten vermochten, und wie dieser Traum dann zwölf Monate darauf an ihm in Erfüllung gegangen sei. Er sei nämlich zur Strafe seines Hochmuts in Wahnsinn gefallen und habe in diesem Zustande 7 Zeiten (Jahre oder Monate?) lang auf dem freien Felde mit den Tieren und gleich ihnen gelebt, sich vom Grase nährend; darnach sei sein Verstand zurückgekehrt, er habe die Macht und Größe des Höchsten gepriesen und sei wieder in sein Reich eingesetzt und seine Macht ihm noch vermehrt werden, und so preise und erhebe er denn jetzt vor aller Welt den König des Himmels. – [4, 25–30 ist die Briefform verlassen und vom Könige in der dritten Person die Rede, aber von v. 31 an tritt er selber wieder redend ein.] (3, 31–c. 4.)

 5. König Belsazar, mütterlicherseits ein Nachkomme Nebukadnezars, entweiht bei einem Gastmahl freventlich die heiligen Gefäße, welche Nebukadnezar aus Jerusalem nach Babel gebracht (1, 2). Da erblickt der König plötzlich eine Hand, welche etwas an die Wand des Speisesaals schreibt. Nachdem alle Weisen Babels vergeblich versucht, es zu lesen, wird Daniel geholt, welcher die Schrift liest und dahin deutet, daß der König wegen jenes Frevels und der Verachtung des HErrn des Himmels sein Reich verlieren werde, und daß dieses den Medern und Persern zu teil werden solle. Daniel wird für diese Deutung mit hoher Würde bekleidet, der König aber noch in derselben Nacht getötet. [Der letzte Sprößling Nebukadnezars verlor sein Leben durch eine Verschwörung. Der von den Verschworenen erwählte neue König Naboned verlor nach 17 Jahren den Thron im Kampf gegen Cyrus; damit fand das babylon. Reich überhaupt seinen Untergang.] (5, 1–30.)

 6. Der König Darius (der Meder, der Oheim, Schwiegervater und Vorgänger des Cyrus), setzt über das ganze Reich 120 Statthalter, über diese wieder drei Fürsten, darunter auch Daniel. Da sich dieser sehr auszeichnet, so will ihn Darius über das ganze Land setzen. Darüber neidisch, suchen die Großen des Reiches ihn zu stürzen. Der König muß auf ihr Einreden ein Edikt erlassen,