besitzt eine ziemlich bedeutende Sammlung von Volksliedern und Erzählungen. Von den letzteren ist ein Teil schon gedruckt worden. Professor Dr. Volodymyr Hnatjuk (Supinśkyjgasse No. 21) hat eine recht beträchtliche Privatsammlung von Erzählungen und Liedern, die in den Publikationen der Ševčenko-Gesellschaft gedruckt werden. Die Prosaaufzeichnungen stammen aus jüngster Zeit, von den 80-er Jahren des XIX Jahrhunderts an. Diese beiden Sammlungen können von Gelehrten jederzeit ohne irgendwelche Hindernisse benutzt werden. Da sie nicht katalogisiert oder systematisch geordnet sind, kann weder ihr Umfang noch die Klassifikation genauer bestimmt werden.
Auch in Krakau in der Krakauer Akademie der Wissenschaften befinden sich Folklore-Sammlungen, hauptsächlich aus dem Nachlasse des O. Kolberg.
Überdies besitzen kleinrussische Materialsammlungen einige in Kijev und in dem Gouvernement Charkov wohnende Privatpersonen, aber, da es mir nicht bekannt ist, welche Möglichkeiten die Forscher zur Benutzung derselben haben, werde ich hier nicht näher darauf eingehen.
Das Interesse für die Märchen ist in Russland in letzter Zeit gewachsen und die Sammelarbeit wird sicher noch grosse Reichtümer aus dem russischen Volksmärchenschatze zu Tage fördern.
Märchen sind auch bei anderen in Russland wohnenden Völkern gesammelt worden.
Von den litauischen Märchensammlungen sind zu erwähnen das mehrbändige Werk J. Basanaviczius’ Lietuviszkos pasakos (1898) und M. Dowojna-Sylwestrowicz’ Podania zmujdzkie, 2 Bde (Bibljoteka Wisły XII, XIII, 1894). Einige Sammlungen sind auch deutsch veröffentlicht worden. Schon 1857 erschienen im Druck A. Schleicher’s Litauische Märchen, Sprichworte, Rätsel und Lieder, 40 Märchen und 1882 A. Leskien’s und K. Brugman’s verdienstvolle Litauische Volkslieder und Märchen. Die Zahl der
Antti Aarne: Übersicht der Märchenliteratur. Suomalaisen Tiedeakatemian Kustantama, Hamina 1914, Seite 61. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FFC14.djvu/65&oldid=- (Version vom 31.7.2018)