scheint, ist zu untersuchen, ob sich andere Fassungen leicht daraus haben ergeben können. Nur in dem Falle, dass es sich so verhält, kann man sie als ursprünglich betrachten.
Wenn die ursprüngliche Form jedes Zuges gefunden ist, bildet man sich durch Verbindung derselben die Urform des ganzen Märchens, mit Hilfe deren der Heimatsort, die Entstehungszeit und die Verbreitungswege des Märchens untersucht werden in der Weise, wie es im vorigen Abschnitte des Werkes auseinandergesetzt worden ist.
Erst nachdem die Untersuchung zu Ende geführt ist, kann das benutzte Material auf die schliessliche Form verkürzt werden. Die Verkürzung ist eine durchaus formelle Sache, die auf verschiedene Art behandelt werden kann. Ich will jedoch darauf aufmerksam machen, dass man beim Veröffentlichen des Materials oft unnötig viel Worte macht. Es ist überflüssig, mehr zu veröffentlichen als die Züge, die in der Untersuchung vorkommen, und da immer von derselben Erzählung die Rede ist, ist äusserste Kürze möglich. In wenigen Zeilen kann man auf diese Weise eine ganze Variante vorführen, so dass alle ihre speziellen Eigenschaften ersichtlich werden. Die immer wachsende Menge des Materials zwingt den Forscher direkt zu einer kurzen Wiedergabe. Bei der Verkürzung kann man sogar so weit gehen, dass nur einige bemerkenswertere Varianten eingehend referiert und die anderen nur aufgezählt werden. Die Deutlichkeit erfordert jedoch in diesem Falle an einigen Stellen in der Untersuchung selbst die Dinge ein wenig ausführlicher darzustellen.
Antti Aarne: Leitfaden der vergleichenden Märchenforschung. Suomalaisen Tiedeakatemian Kustantama, Hamina 1913, Seite 78. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FFC13.djvu/82&oldid=- (Version vom 31.7.2018)