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Ergebnisse gewinnen kann, sondern sich bisweilen mit der Wahrscheinlichkeit und mit allgemeinen Schlussfolgerungen begnügen muss, ist zum grossen Teil eine Folge der Neuheit des Forschungsgebiets und wird beim Fortschreiten der Forschung und beim Anwachsen des Materials immer geringer werden. Die inneren Schicksale des Märchens bergen unzweifelhaft Umstände, welche man bis jetzt noch nicht bemerkt und voll erfasst hat. Die Untersuchung muss sich auch zugleich mit dem Bestreben, die Urform, die Verhältnisse des Entstehungsortes[WS 1], der Zeit und der Verbreitung zu ermitteln, das Ziel vor Augen halten, sich immer tiefer mit den Erscheinungen des inneren Lebens der Märchen bekannt zu machen.

Die Märchenforschung ist mit der Auffindung der Urform, des Entstehungsortes, der Entstehungszeit und der Wanderungswege der Märchen keineswegs erschöpft. „Erst danach“, hat Kaarle Krohn einmal scherzhaft geäussert, „beginnt eigentlich die Märchenforschung“. Mit Hilfe der gewonnenen Resultate können wir nun die Elemente untersuchen, aus welchen die Märchen ursprünglich zusammengesetzt sind: was in ihnen dem Volksglauben, den Sitten u. a. angehört. Die Märchen werden zu wertvollen Hilfsmitteln im Dienste einiger anderen Wissenschaften: der Ethnographie, der Archäologie usw. Auch können wir daran gehen die in den Märchen vorkommenden volkspsychologischen Erscheinungen näher aufzuklären, auf die schon in der vergleichenden Forschung soweit wie möglich eingegangen worden ist. Fragen wie die, in welcher Weise jedes Volk die zu ihm gekommenen Märchen beeinflusst hat, sind jetzt an der Reihe gründlicher und erfolgreicher untersucht zu werden. Der gegenseitige kulturelle Einfluss der Völker wird beleuchtet durch die Wanderungswege der Märchen. Alles dies sind Fragen, deren nähere Erörterung zu den Aufgaben der zukünftigen Forschung gehört und auf welche hier nur hingewiesen werden kann.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Enstehungsortes
Empfohlene Zitierweise:
Antti Aarne: Leitfaden der vergleichenden Märchenforschung. Suomalaisen Tiedeakatemian Kustantama, Hamina 1913, Seite 56. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FFC13.djvu/60&oldid=- (Version vom 30.4.2018)