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musste, die neueste, englische dagegen hat noch viele Anhänger.

Gegen alle diese Theorien sind Einwände erhoben worden.

Was zuerst die grimmschen Ansichten betrifft, reicht die von ihnen dargestellte Herleitung der Märchen von ihrem ersten Ursprung aus der Urheimat der arischen Völker keineswegs hin, die Übereinstimmung zu erklären, die zwischen den Märchen der verschiedenen Länder besteht. Wenn diese Übereinstimmung in dieser Weise entstanden wäre, würde sie sich in keinem Falle weiter als auf den Grundgedanken oder die Hauptzüge der Erzählung erstrecken. Jetzt bemerkt man jedoch oft auch in den unbedeutendsten Nebenumständen Ähnlichkeiten, und die Zusammenstellung langer, komplizierter Erzählungen ist in verschiedenen Ländern dieselbe.

Die grimmsche Ansicht, dass die Märchen besonders den indogermanischen Völkern zugehören, kann in unserer Zeit keinen Glauben mehr finden. Die enorm angewachsenen volkstümlichen Märchenvorräte und die vorgeschrittene Forschung haben unwiderleglich bewiesen, dass die Märchen nicht nur den indogermanischen Völkern zugehören, sondern dass man dieselben Märchen bei den verschiedensten Völkern antreffen kann. Wenn die Brüder Grimm die Forschungsmittel unserer Zeit zur Verfügung gehabt hätten, wäre ihr Gedanke von dem Indogermanismus der Märchen nie entstanden. Sie bezweifelten auch selbst teilweise die Dauerhaftigkeit dieser Ansicht, wie wir aus folgenden Worten Wilhelm Grimm’s entnehmen können:[1] „So gewiss für jetzt die angegebene Grenze gilt, so ergiebt sich vielleicht, wenn noch andere Quellen sich aufthun, die Notwendigkeit einer Erweiterung, denn mit Erstaunen erblickt man in den Märchen, die von den Negern in Bornu und den Betschuanen,


  1. Grimm, KHM (Reclam) III S. 435.
Empfohlene Zitierweise:
Antti Aarne: Leitfaden der vergleichenden Märchenforschung. Suomalaisen Tiedeakatemian Kustantama, Hamina 1913, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:FFC13.djvu/11&oldid=- (Version vom 31.7.2018)