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jetzt da, jetzt dort eine Unschuld verführen, bald an einem lutherischen, bald an einem reformierten, bald etwa gar am Altare einer freien Gemeinde stehen und auch sonst thun und treiben, was ihnen beliebt, ohne von irgend jemand darüber in Frage gestellt zu werden? Der Zustand solcher irrenden Seelen ist uns bei unserer jüngsten Conferenz tief zu Herzen gegangen, und das Resultat unserer Berathung in dieser Beziehung war der Entschluß, unter unsern Amtsbrüdern nahe und ferne die Frage anzuregen: Ob es nicht gerathen sein möchte, von nun an keinen mehr zum Tische des Herrn zuzulaßen, den wir nicht kennen, oder der nicht durch ein Zeugnis über seinen Zusammenhang mit der lutherischen Kirche sich ausweisen kann, oder, woferne er ein solches Zeugnis nicht hätte oder schwer bekommen könnte, zum wenigsten ein dahin bezügliches, genügendes specielles Bekenntnis thut? Um aber willigen Herzen in dieser Beziehung entgegenzukommen, wollen wir, wie bereits gesagt wurde, eine Art von geistlichem Wanderbuch oder Pilgerbrief mit einer Anweisung zu rechtem Gebrauche desselben drucken laßen und einem jeden geben, der ihn nehmen mag, vornehmlich aber darauf bedacht sein, daß er gleich bei der Confirmation solchen, die ihn etwa in Zukunft brauchen könnten, zu Handen kommt.

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 6. Ich könnte noch allerlei, was vielleicht mit Interesse angehört werden würde, aus unsern letzten Conferenzberichten, als z. B., wie wir uns einzelner, in kirchlicher Beziehung ungünstig gestellter Klassen unserer Glaubensgenoßen (ich erinnere nur an die Eisenbahnwärter) annehmen – wie wir besonders einzelne herrschende Sünden unserer Zeit, die von vielen gar nicht für solche angesehen werden, als dem Holzdiebstahle, den Gräueln der Zauberei und dergleichen Dingen, die hin und wieder, wie wir aus erhaltenen Berichten ersehen haben, auf die großartigste Weise betrieben werden, entgegentreten wollen: aber ich darf ja Eure Geduld nicht länger in Anspruch nehmen. Darum breche ich hier ab und bitte, zum Schluße nur noch einen Vorschlag aus meinem Eigenen zur Erwägung hinzunehmen. Unter den vielen Ursachen, die es geben mag, warum so viele Leute oft auch beim besten Willen sich nicht ihr täglich Brot verdienen können, ist gewis die nicht die geringste, daß so mancher nicht gleich in seiner Jugend auf ein bestimmtes Arbeitsfeld hingewiesen wird. Wie wäre es daher, wenn wir uns heute vornähmen, von nun an genau darauf acht zu haben, und, ein jeder in seinem Kreise und nach seinem Vermögen, dafür zu sorgen, daß jedes neuconfirmierte Glied unserer Kirche (männlichen und weiblichen Geschlechts) sogleich nach seiner Entlaßung

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Diverse: Fünf Festreden der Gesellschaft für innere Mission. Joh. Phil. Raw’sche Buchhandlung, Nürnberg 1850, Seite 56. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:F%C3%BCnf_Festreden_der_Gesellschaft_f%C3%BCr_innere_Mission.pdf/57&oldid=- (Version vom 4.9.2016)