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Heimkehr ins Vaterhaus auf ihn hervorgebracht und gestand, daß er Thekla nicht zumuthen könne, das Leben zu theilen, welches er von nun an zu führen entschlossen sei.

Die Antwort blieb aus. Acht Tage später jedoch stellte Fürst Klemens sich in Sonnberg ein. „Sie versteht Dich, sie, die Alles versteht, nur nicht – mich zu lieben,“ sprach er zu Paul. „Und Thekla, nun wir wissen ja – Statue! Gleichgültig übrigens ist es ihr nicht. Ich aber, so leid mir’s thut, ich meine: Besser spät als zu spät.“

Sein Aufenthalt war von kurzer Dauer. Gräfin Neumark hatte sich bereits nach Wildungen begeben, und er brannte vor Ungeduld, ihr dahin zu folgen, wozu ihm zum ersten Mal die Erlaubniß ertheilt worden.

„Ich nehme Alfred mit,“ sagte er … „Weißt Du, daß meine Absicht ist, dem Burschen jetzt schon das Majorat abzutreten? – Warum soll ich ihn warten lassen auf meinen Tod? Und dann – eine Gräfin Neumark möchte ich Fürstin Eberstein werden sehen. Die Mutter will nichts davon wissen, vielleicht daß die Tochter … Darüber indessen ist jetzt nicht an der Zeit … Und Du wirst ja hören –“

Der Fürst empfahl sich bei den alten Leuten, die ganz entzückt waren von seiner Liebenswürdigkeit, und küßte die kleine Marie, die sich’s gefallen ließ, denn das scheue Vögelchen war in den letzten Tagen fast zutraulich geworden.

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Marie von Ebner-Eschenbach: Nach dem Tode. In: Erzählungen. Berlin: Gebrüder Paetel, 1893, Seite 407. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erz%C3%A4hlungen_von_Marie_von_Ebner-Eschenbach.djvu/413&oldid=- (Version vom 31.7.2018)