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ließ. Die lichten Locken, zu beiden Seiten der Stirn aufgesteckt, das feine Gesicht mit den milden Augen, von einer weißen Haube umgeben, die ganze Gestalt wie aus einem Rahmen eines edlen, aber verblaßten Bildes getreten, das vor dreißig Jahren gemalt worden war. Ihr Mann, der sie einst um Kopfeslänge überragte, sah jetzt nicht größer aus als sie. Seine breite Brust war eingesunken, seine Schultern hatten sich gewölbt. Aber schön geblieben waren die herrlichen Züge seines Gesichtes. Den kahlen Scheitel des wie aus Erz geformten Hauptes umgab ein Kranz von schneeigen Haaren, und wie weiße Seide schimmerte der Bart, der auf die Brust des Greises niederwallte.

Der Graf stand am Fenster, auf seinen Stock gelehnt, und sprach:

„Er ist schon draußen, schon seit sechs Uhr, sieht sich um, wird Befehle geben; Einrichtungen treffen, Alles nach der neuen Art, Alles anders als zu unserer Zeit, und tausend Mal besser. Ja, der versteht’s! Der Vogel wird sich freuen, daß er einmal wieder etwas lernen kann.“

Die Gräfin meinte, dies sei ohne Zweifel der Fall und könne nicht schaden; es gäbe so Manches zu thun in Sonnberg, und gewiß, ein gewöhnlicher Mensch fände hier ein überreiches Feld für seine Thätigkeit, aber für Paul ist das alles zu kleinlich, zu gering, der bescheidene Beruf eines Landwirths der füllt einen solchen Mann nicht aus. „Wie lange er wohl bei uns bleibt?“ schloß sie ihre Betrachtungen.

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Marie von Ebner-Eschenbach: Nach dem Tode. In: Erzählungen. Berlin: Gebrüder Paetel, 1893, Seite 387. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erz%C3%A4hlungen_von_Marie_von_Ebner-Eschenbach.djvu/393&oldid=- (Version vom 31.7.2018)