eine Pfütze, in der eine zahlreiche Kinderschar mit einem Vergnügen herumpatschte, das gewisser Geschöpfe würdig gewesen wäre, die mit mehr Beinen und mit weniger Gottähnlichkeit ausgestattet wurden, als das menschliche Geschlecht.
„Unsere Arbeiterwohnungen!“ rief Paul entrüstet – „durfte auch hier nichts hergestellt werden? … Es war schon der Wunsch meiner verstorbenen Frau, daß sie niedergerissen und an ihrer Stelle neue, geräumigere errichtet würden.“
Der Verwalter lächelte: „Hauptsächlich aus Moralitätsgründen. Die Frau Gräfin nahmen Anstoß daran, mehrere Personen unterschiedlichen Geschlechtes in nicht unterschiedlichen Lokalitäten unterbringen zu lassen. Die hochgeborene Frau vergaßen, daß derlei hier überall vorkommt. Wir haben Wohnungsnoth in Sonnberg. Die Leute sind es gewöhnt, und warum sollte es der Arbeiter besser haben als der Bauer? Es würde schlechtes Blut zu machen, zu befürchten geben … Auch kann Niemand der Gutsverwaltung zumuthen, sich zur Tugendwächterin der Bevölkerung aufzuwerfen, und haben die Leute ihren eigenen Standpunkt – wie der Herr Graf dereinst selbst der hochseligen Frau Gräfin zu bedenken zu geben geruhten.“
So war’s. Mehr aus Widerspruchsgeist als aus Ueberzeugung hatte Paul damals die Forderung abgewiesen, die seine Frau an ihn gestellt, eindringlich im Namen der Menschlichkeit. Einen Augenblick war er nahe daran
Marie von Ebner-Eschenbach: Nach dem Tode. In: Erzählungen. Berlin: Gebrüder Paetel, 1893, Seite 384. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erz%C3%A4hlungen_von_Marie_von_Ebner-Eschenbach.djvu/390&oldid=- (Version vom 31.7.2018)