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die Nähe des Fauteuils gerückt, in dem Gräfin Erlach ruhte, und stützte den Arm auf die Lehne desselben. Die lächelnden Gesichter aller Anwesenden verriethen, daß die ausgezeichnete Unterhaltungsgabe, die man der jungen Dame nachrühmte, sich eben wieder bewährte.

Paul nahm an ihrer Seite Platz, nachdem er die Damen des Hauses begrüßt hatte, und sagte in jenem leichten Tone, den sich Männer so gern gegen Frauen erlauben, deren Ehrgeiz darin besteht, „amüsant“ gefunden zu werden: „Bravo, Gräfin, bravo – ein vortrefflicher Einfall!“

„– Was denn?“

„Was Sie eben sagten.“

„Sie haben ja nichts davon gehört.“

„Was tut’s? Ich kann dennoch bei dem – Wenigen, was Ihnen heilig ist, schwören: es war vortrefflich!“

Klemens lachte schallend und sah dabei Thekla mit Blicken an, die deutlich sagten: lachen Sie doch auch! Ach, dem Fürsten war Thekla zu kühl, Paul zu geduldig, er fand es längst an der Zeit, der Brautwerbung ein Ende zu machen, er konnte nicht oft genug wiederholen, die jungen Leute hätten sattsam Gelegenheit gehabt, einander kennen zu lernen. Worauf wartete man noch, um Gotteswillen? wodurch sollte Sonnberg noch beweisen, daß er Theklas würdig sei? Ein Mann wie man ihn weit suchen könne, charaktervoll, edel, verläßlich … Klemens wurde so maßlos in dem Lobe seines Schützlings,

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Marie von Ebner-Eschenbach: Nach dem Tode. In: Erzählungen. Berlin: Gebrüder Paetel, 1893, Seite 349. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erz%C3%A4hlungen_von_Marie_von_Ebner-Eschenbach.djvu/355&oldid=- (Version vom 31.7.2018)