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wollte noch etwas hinzusetzen, aber sie fiel ihm ins Wort: „Reden wir nicht davon, ich bitte Sie! Was nützt es denn? Man kann nicht alle armen Leute reich machen. Wir geben, so viel in unseren Kräften steht und beruhigen uns damit. Sich grämen über das Elend, heißt ja nur es vermehren.“

Seltsam berührt wandte er sich ab … Es war wohl eigen! Dasselbe hatte er einst gesagt – ihm schien mit denselben Worten – zu seiner jungen Frau, die ihn an seinem Arbeitstische gestört mit einer Schilderung hungernder und frierender Noth, der sie durchaus abhelfen wollte. Die junge Frau hatte ihm schweigend zugehört, ihm sanft die Hand auf die Schulter gelegt, ihm flehend, begütigend in die Augen gesehen und war endlich, rauh abgewiesen, hinweggegangen, betrübt und still … Arme Marie! …

Thekla ahnte nicht, daß in diesem Augenblicke, während er beistimmend sagte: „Ja, ja wohl,“ eine zarte Gestalt zwischen ihm und ihr dahinglitt, leise wie ein Traum, und ihr schönes Bild verdunkelte. Aber es war ja nur die Gestalt einer Todten, die er niemals geliebt, und in der nächsten Sekunde schon verweht, zerflossen vor der Lebendigen, die er liebte!

Diese begann sich ihrer Macht über ihn wohl bewußt zu werden und übte sie aus mit einer Koketterie, die immer in den Grenzen des strengsten Schönheits- und Schicklichkeitsgefühles blieb und deshalb um so berückender war. Jetzt wagte Thekla manchmal schon einen

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Marie von Ebner-Eschenbach: Nach dem Tode. In: Erzählungen. Berlin: Gebrüder Paetel, 1893, Seite 335. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erz%C3%A4hlungen_von_Marie_von_Ebner-Eschenbach.djvu/341&oldid=- (Version vom 31.7.2018)