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denkende Schwächlinge, entnervt durch die Reflexion, wir verstehen auch das schönste Verbrechen nicht mehr zu genießen.“

„Verbrechen genießen? … Das sind wieder ganz Sie selbst!“ sagte Marianne.

Die Gereiztheit, die aus ihrer Stimme klang, schien Rothenburg ein lebhaftes Vergnügen zu machen. „Immer nur ich! Mehr denn je!“ scherzte er, „seitdem die einzige Hand, die sich zu meiner Rettung ausstreckte, mich aufgegeben hat – völlig aufgegeben. Nicht wahr?“

Marianne begegnete seinem höhnisch herausfordernden Blick; ein Ausdruck unerbittlicher Strenge lag auf ihrem Gesichte; ihre Augen glänzten wie im Bewußtsein eines Sieges, und sie sprach gelassen: „Sie haben sich eben theilnehmend und besorgt um Theklas Wohl gezeigt, was treibt Sie, diesen guten Eindruck zu verwischen?“

„Mein böser Dämon vermuthlich,“ antwortete er in leichtfertigem Tone. „Aber lassen wir das. Frieden also und ewige Freundschaft!“

„Frieden,“ wiederholte sie nachdrücklich, „so guten, als Sie fähig sind zu halten. – Da kommt Thekla!“

Marianne erhob sich und ging ihrer Tochter entgegen, die am Arme des Fürsten Klemens auf sie zugeschritten kam. Einen Augenblick starrte ihr Rothenburg finster nach: „Doch schade!“ murmelte er zwischen den Zähnen, dann wandte er sich um, mit einer Bewegung, als gälte es, eine unbequeme Last abzuschütteln, und verschwand in der Menge, die den Gemächern zuströmte, in denen das Souper aufgetragen worden.

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Marie von Ebner-Eschenbach: Nach dem Tode. In: Erzählungen. Berlin: Gebrüder Paetel, 1893, Seite 319. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erz%C3%A4hlungen_von_Marie_von_Ebner-Eschenbach.djvu/325&oldid=- (Version vom 31.7.2018)