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wachte stundenlang am Bette ihrer schlafenden Tochter. Sie führte eine strengere Controle denn je, über die Bücher, die Thekla las, über die Musikstücke, die sie spielte, einen lebhafteren Kampf denn je gegen Ueberspanntheit und Schwärmerei. Und sie mußte sich endlich sagen, daß dieser Kampf siegreich gewesen war.

Mit achtzehn Jahren trat Thekla in die Welt, gefiel außerordentlich und bewegte sich in der neuen Umgebung wie in ihrem ureigensten Elemente. Nichts blendete, nichts überraschte sie. Ruhig nahm sie die Huldigungen hin, die ihr dargebracht wurden, lächelte über den Neid minder Bevorzugter, und hielt mit kühler Majestät Jeden fern, der sich aus einer weniger glänzenden Sphäre hervor, in die ihre wagte.




Einige „sehr annehmbare“ Bewerber waren von Thekla bereits ausgeschlagen worden, als Paul Sonnberg zum ersten Male in der Gesellschaft erschien. Ihm ging der Ruf eines Mannes voran, der zu einer großen Laufbahn bestimmt sei. In seinem Leben war Alles anders gewesen als in dem der meisten seiner Standesgenossen. Eine Jugend voll Arbeit und Mühen lag hinter ihm. Er hatte als Kind die öffentlichen Schulen besucht und dann eine deutsche Universität bezogen.

„Obwohl er Ihr einziger Sohn, der einzige Erbe eines großen Vermögens ist?“ sprachen die Leute zu seinem Vater.

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Marie von Ebner-Eschenbach: Nach dem Tode. In: Erzählungen. Berlin: Gebrüder Paetel, 1893, Seite 309. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erz%C3%A4hlungen_von_Marie_von_Ebner-Eschenbach.djvu/315&oldid=- (Version vom 31.7.2018)