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Ihnen für mich. Ich würde das nicht thun, auch wenn ich – wenn ich –

Wöhlers: Was soll das! Ich denke, wir ersparen uns alle überflüssigen Bemerkungen.

Wolfgang: Ich wollte Sie nicht verletzen. – Ich komme ja um meiner Frau willen, um Ihrer Tochter willen.

Wöhlers: „Um Ihrer Frau willen“; bleiben wir dabei.

Wolfgang: Meine Frau ist krank, todkrank – und ich – ich kann sie nicht sterben lassen – ich kann es nicht. –

Wöhlers (geht schweigend auf und ab.)

Wolfgang: Der Arzt will sie fortschicken – weit nach dem Süden – und das muß auch geschehen – (verzweifelt) das – das soll auch geschehen! – sie so ruhig sterben lassen – sie so mit sehenden Augen dem Tod überlassen – das kann ich nicht. (Ist auf einen Stuhl gesunken, hält die Hände zwischen den Beinen gefaltet und starrt auf den Boden.)

Wöhlers: So. – Also sind Ihnen doch wohl schließlich Zweifel gekommen an Ihrer „Überzeugung“!

Wolfgang (ohne aufzublicken, langsam, wie sinnend): Ja – ja – mir sind Zweifel gekommen – wer zweifelt denn nicht vor dem Geheimnis des Lebens – – Der Glaube ist ja auch nur so ein Zweifel – vor diesem Geheimnis – –

Wöhlers: Halten wir uns nicht mir Redensarten auf. Sie wünschen Geld.

Wolfgang (schnell): Ja, ja Geld! Für meine Frau!

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Otto Ernst: Die größte Sünde. Conrad Kloss, Hamburg 1895, Seite 92. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ernst_Die_groesste_Suende.djvu/98&oldid=- (Version vom 31.7.2018)