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Fritz (weinerlich): Ich hab’s ja garnicht mit Willen gethan.

Wöhlers: Hast du gehört, was du thun sollst?

Fritz (geht zum Pastor, bleibt mit gesenktem Blick vor ihm stehen:): Ich bitte um Verzeihung. –

Wöhlers: Jetzt geh.

Fritz (springt wie erlöst davon; wie er auf dem Podest der Freitreppe ist, legt er die Hände an den Mund und schreit nach derber Knabenart): Hei – – – nrich, hi – – – er! (Schwingt sich über das Geländer der Treppe in den Garten.)


3. Scene.
Wöhlers. Pastor Meiling. Später ein Diener.

Pastor Meiling: Ich würde die Sachen natürlich garnicht weiter berührt haben, wenn ich nicht fürchtete, daß wir auf den Knaben ganz besonders acht haben müssen. Ich habe mit seinem Religionslehrer gesprochen, dem Kandidaten Schinkel, Sie kennen ihn ja – und der ist leider garnicht zufrieden mit ihm.

Wöhlers: So so. Er gehört aber doch immer zu den Besten.

Pastor Meiling: Ja, aber der Herr Kandidat will in seinen Stunden geradezu etwas wie – passiven Widerstand bei dem Jungen bemerkt haben. Ich fürchte sehr, daß wir da noch mit dem Einfluß Ihres Herrn Schwiegersohnes zu kämpfen haben.

Wöhlers: Bitte, Herr Pastor – wenn Sie mir einen Gefallen thun wollen, dann sprechen Sie nicht von „meinem Schwiegersohn“. Ich habe weder eine Tochter noch einen Schwiegersohn.

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Otto Ernst: Die größte Sünde. Conrad Kloss, Hamburg 1895, Seite 86. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ernst_Die_groesste_Suende.djvu/92&oldid=- (Version vom 13.6.2022)