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Wolfgang (wild auflachend): Haha, Wahnsinn – ja –, weißt du, den Wahnsinn glaube ich zu kennen, ich muß ihn schon einmal irgendwo gesehen haben – (Mit furchtbarem Schmerz:) Ach, Mensch, wenn ich nur arbeiten könnte! Acht Tage sitze ich bei solchem Ding, für das sie mir zwanzig Mark geben! Wenn meine Gedanken einen Schritt vorwärts thun wollen, schleicht ihnen die graue Katze, die Sorge, über den Weg. Weißt du, oft möcht’ ich mir den Hirnkasten mit diesen Fäusten zertrümmern, um nur Luft, Luft zu haben. Mitten in den reinsten und höchsten Gedanken grinst mich so ein verfluchtes Zwanzigmarkstück an. Ich muß ja immer an sie denken (nach dem Krankenzimmer zeigend:) was hat sie zu leiden!!

Scharff (sehr ernst): Behring – nimm mir’s nicht übel, daß ich dir jetzt damit komme – als Freund rat’ ich’s dir – mach’ Frieden mit deinen Feinden. Thu ihnen den Gefallen: laß dich trauen u. s. w. – es ist ein unsinniger Kampf, den du nie gewinnst.

Wolfgang (sieht ihn schweigend an.)

Scharff: Ja, es ist mir ernst damit. Du vergiebst dir nichts damit – und gewinnst viel.

Wolfgang (greift mit der linken Hand nach einer Zeitung auf seinem Tische, zeigt sie Scharff und schlägt heftig mit der rechten Hand auf das Blatt): Da – hier! Hast du’s gelesen? Das neue Gesetz?

Scharff: Ja natürlich – was denn?

Wolfgang: Ecclesia militans! – Ja, das muß ihr der grimmigste Feind lassen, eine streitende Kirche, das ist sie! Hast du’s gefühlt, wie sie in diesem

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Otto Ernst: Die größte Sünde. Conrad Kloss, Hamburg 1895, Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ernst_Die_groesste_Suende.djvu/81&oldid=- (Version vom 31.7.2018)