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Magdalene: Noch immer so. Er schläft und rührt kein Fingerchen. Dabei hat er immer die Lider nur halb geschlossen. Das sieht so beängstigend aus. (Geht mit Wolfgang in die Schlafstube an das Bettchen, neben dem Schwester Helene sitzt. Sie bleiben einen Augenblick betrachtend am Bettchen stehen, sprechen leise miteinander und wenden sich dann wieder nach vorn.)

Magdalene: Doktor Scharf ist heute noch nicht hier gewesen. Wollen wir nicht hinüberschicken?

Wolfgang: Ja thu das, liebes Kind. Schwester Helene kann ja hingehen.

Magdalene (will nach hinten gehen, wendet sich aber noch einmal gegen Wolfgang): Hast du wieder einen vergeblichen Gang gemacht?

Wolfgang: Ja.

Magdalene: Wohin?

Wolfgang: Nach der Stadtbibliothek. Es war eine Stelle ausgeschrieben. (Kurze Pause.)

Magdalene: Nichts?

Wolfgang: Nichts. (Tritt nach hinten auf den Flur hinaus und entledigt sich seines Überrocks.)

Magdalene (steckt der Schwester Helene indessen den Brief zu.): Diesen Brief an Herrn Pastor Meiling! Und bitten Sie den Herrn Doktor, er möchte so schnell wie möglich kommen! (Schwester Helene hat den Brief an sich genommen und nickt zustimmend. Magdalene tritt in das Krankenzimmer zurück.)


Empfohlene Zitierweise:
Otto Ernst: Die größte Sünde. Conrad Kloss, Hamburg 1895, Seite 71. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ernst_Die_groesste_Suende.djvu/77&oldid=- (Version vom 31.7.2018)