Scharff: Nett von Ihnen.
Weber: Nur das schöne Wort unseres Stadtmissionars möchte ich Ihnen noch zurufen: Gelehrsamkeit beim Gottlosen ist eine goldene Spange an den Klauen eines Schweines!
Scharff (indem er mit einem kurzen Ruck herumspringt): Donnerwetter! – In richtiger Beurteilung der Situation haben Sie sich der Thür genähert. (Indem er auf Weber zugeht, mit ausgesuchter Liebenswürdigkeit:) Sollten Sie irgendwie mit der Treppe dieses Hauses nicht vertraut sein –
Weber: (schlüpft mit größter Geschwindigkeit hinaus.)
Scharff: Hahahaha! (Öffnet die Thür und ruft ihm nach:) Vergessen Sie nicht, meinen Vortrag anzumelden! (Man hört Weber die Treppe hinunterpoltern. Scharff schließt die Thür wieder, noch immer lachend:) Daß doch Frechheit und Mut so grundverschiedene Dinge sind!
Wolfgang (tritt ein, sichtlich gedrückt, während des folgenden Gesprächs zerstreut. Er sieht sich in der geöffneten Thür um, zu Scharff): Wer stürzte denn da hinunter?
Scharff: Einer von der Heilsarmee.
Wolfgang: Von der Heilsarmee?
Scharff: Ja, Einer, der uns salvieren wollte und schließlich sich selbst salvierte. Er wollte dir seine Entrüstung über deinen Vortrag aussprechen.
Wolfgang (lebhaft): Du hast ihn doch deswegen nicht beleidigt?
Otto Ernst: Die größte Sünde. Conrad Kloss, Hamburg 1895, Seite 62. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ernst_Die_groesste_Suende.djvu/68&oldid=- (Version vom 31.7.2018)