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– ich hab’ ja selbs gesagt, daß es Zeit hätte; aber man weiß ja eben nie in voraus, was für’n Malheur einen treffen kann, nich?

Wolfgang (äußerst verlegen): Mein lieber Herr Stein – es thut mir außerordentlich leid – aber ich kann Ihnen augenblicklich – so gern ich es möchte! ich kann Ihnen nichts geben!

Stein: Oh – (sehr bescheiden, halb für sich) wenn es auch man bloß ’n Teil wäre. Seh’n Sie, Herr Behring, es würde mir ja ganich einfallen, ’n Mann wie Sie zu belästigen – Sie wolln mich da ja nich um betrügen, das weiß ich ja; aber – wenn ich nich so viel Unglück gehabt hätte – immer die kranke Frau – und denn sind mir verschiedene ausgekniffen, die nich bezahlt haben – un das Zeug muß ich natürlich immer bezahln – un nu kommt der harte Winter dazu – was braucht man nich allein für Kohlen!

Wolfgang: Ach, das versteh’ ich alles, Herr Stein, und es thut mir ganz unendlich leid, aber – wie gesagt: ich kann nicht. Hätt’ ich Ihnen zu heute etwas versprochen, so hätten Sie heute Ihr Geld, das wissen Sie –

Stein: Ja, ach ja, das kenn’ ich ja an Ihnen, Herr Behring; Sie sind der einzige von meinen Kunden, auf den ich mich in der Beziehung verlassen kann.

Wolfgang: Ende des Monats, Herr Stein, wenn ich das Honorar für meine Privatstunden einziehe, dann will ich Ihnen die Hälfte geben. Es ist möglich, sehr möglich, daß ich schon früher etwas bekomme; aber das kann ich nicht versprechen.

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Otto Ernst: Die größte Sünde. Conrad Kloss, Hamburg 1895, Seite 49. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ernst_Die_groesste_Suende.djvu/55&oldid=- (Version vom 31.7.2018)