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Stein: Fürchterlich. So’n ßtrengen Winter haben wir ja woll nich gehabt seit – na, laß mal sehn: achßig, neununsiebßig, achunsiebßig, sieben – ja siebenunsiebßig war es ja woll, wie wir den ßtreng’n Winter hatten. Da weiß ich noch, da konnten wir Weihnach’n die Fenster nich klar kriegen, wenn wir auch noch so doll einheizten. Aber ’n Tag nach Weihnach’n, da sitz ich abens noch mit meiner Frau allein in der Sztube – die Kinder waren schon zu Bett – da sag ich mit einmal zu meiner Frau: Was is das? Die Fenster werden ja ganz dunkel! Un richtig, da gab es Tauwetter, un da hat’s denn auch getaut, was das Zeug halten wollte.

Wolfgang: So – ja ich war damals noch’n Junge; aber ich entsinne mich auch, daß es ein böser Winter war.

Stein: Ja, das war’n Winter! – (Verlegenheitspause.) Na, ihre Familie is ja woll ganz munter, Herr Behring, nich?

Wolfgang: Ja danke! Wir befinden uns alle ganz wohl. Ist auch bei Ihnen alles gut zu wege?

Stein: Nnna – es geht. Meine Frau is noch immer sehr schwach.

Wolfgang: So so. (schüttelt bedauernd den Kopf. Pause.) Sie kommen, Herr Stein, wegen –

Stein (schnell): Ja – hat Ihnen Ihre Frau Gemahlin vielleicht –

Wolfgang: Ja, sie hat mir davon gesagt.

Stein: Sie müssen mir es aber ja nich übelnehmen, Herr Behring! Bitte, nehm’ Sie mir es nich übel! Ich weiß ja, daß ich noch ganix verlangen kann

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Otto Ernst: Die größte Sünde. Conrad Kloss, Hamburg 1895, Seite 48. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ernst_Die_groesste_Suende.djvu/54&oldid=- (Version vom 31.7.2018)