Wolfgang: Stein?
Magdalene: Ja.
Wolfgang: Aber er hat mir doch gesagt, ich könne bezahlen, wenn es mir passe, und wenn es auch bis Ostern währte. –
Magdalene: Er braucht aber jetzt dringend etwas – er wollte heute wiederkommen.
Wolfgang: So. – Ja – ich muß sehen, daß ich Rat schaffe – (den Kopf auf die linke Hand stützend.)
Magdalene (schaudernd): Wolfgang, du glaubst nicht, wie entsetzlich mir dergleichen ist –!
Wolfgang (dumpf): Ich glaub’ es dir wohl. (Es klopft) Es klopft! (Magdalene erhebt sich rasch und geht nach links) Herein!
(Die Vorigen. Stein, Schneidermeister. Spricht das in Hamburg und im südlichen Holstein häufige, dem Platt sich nähernde saloppe Hochdeutsch. Kleiner, schwächlicher, schüchterner Mann mit sehr hohen Schultern, spärlichem Haar und wenig gepflegtem Vollbart.)
Stein: Morg’n, Herr Behring – Morg’n, Frau Behring!
Magdalene: | { (gleichzeitig) } | Guten Morgen. (nach links mit dem Kinderwagen ab.) |
Wolfgang: | Guten Morgen, Herr Stein. Bitte, nehmen Sie Platz! |
Stein: Danke, danke, Herr Behring. (Setzt sich. Indem er die Hände aneinanderreibt:) Ha – hier is es gemütlich! Is das ’n Kälte draußen!
Wolfgang: Ja, es ist wohl sehr kalt, wie?
Otto Ernst: Die größte Sünde. Conrad Kloss, Hamburg 1895, Seite 47. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ernst_Die_groesste_Suende.djvu/53&oldid=- (Version vom 31.7.2018)