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Wolfgang: Höre, du mußt immer boshaft sein! Dann bist du ein über alle Maßen liebliches Geschöpf. (Sie umarmend und küssend.)

Magdalene (sich innig an ihn schmiegend): Ja? Liebst du mich so?

Wolfgang: Ich liebe dich, wie du auch bist!

(Pause, während welcher beide in den Anblick ihres Kindes versunken sind.)

Magdalene: Findest du nicht, daß er dir alle Tage ähnlicher wird?

Wolfgang: Im Gegenteil; ich finde, er sieht dir ähnlich.

Magdalene: Ach nein – laß ihn dir ähnlich werden! Ich möchte so gern, daß er dir ähnlich würde, so schön von Gestalt und Gesicht, wie du! (Sich noch fester an ihn schmiegend, heimlich): Als unser Kind noch nicht geboren war – als es aber geboren werden sollte! – hab’ ich oft des Nachts, wenn du schliefst, dich lange betrachtet – deine breite Brust – deinen schönen Kopf – damit unser Kind so herrlich werden möchte, wie du. Einmal – weißt du –?

Wolfgang (leise): Einmal fühlt’ ich im Schlaf deine Lippen so heiß auf meiner Stirn, daß ich erwachte –

Magdalene: Ja – (plötzlich in Schelmerei übergehend) und da wurdest du bös und schaltst mich –

Wolfgang (heiß): Da umschlang ich dich und preßte dich so wild an mich, daß –

Magdalene (mit erinnerndem Entzücken): Daß du mich fast – ersticktest. (Pause.)

Wolfgang: Ach, Magdalene, wer ist glücklicher als wir! –

Empfohlene Zitierweise:
Otto Ernst: Die größte Sünde. Conrad Kloss, Hamburg 1895, Seite 41. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ernst_Die_groesste_Suende.djvu/47&oldid=- (Version vom 31.7.2018)