Magdalene (lachend): Ja, das soll ihn wohl beruhigen, wenn du ihn so anfährst. (ihn komisch nachahmend:) „Wirst du bange?“ Sieh nur, er wird gleich zu weinen anfangen! (Das Kind beruhigend:) So so sooo, mein Blondchen, soooo! – Siehst du, nun lacht er wieder. – Wo ist Papa? Sieh, sieh, er kennt dich schon; er sieht dich an!
Wolfgang: Wie alt ist er denn jetzt?
Magdalene: 14 Wochen und 2 Tage.
Wolfgang: Nun, dann hat er ja auch das „dumme Vierteljahr“ hinter sich.
Magdalene: Du, so dumm ist er eigentlich nie gewesen.
Wolfgang (scherzend): Nein! Unser Junge hat natürlich gleich mit einem klugen Vierteljahr angefangen!
Magdalene: Ach du – Spötter! Du hast ja gar kein Gefühl für dein Kind! Rabenvater!
Wolfgang: Nein, nicht die Spur von Gefühl! Wie sollt ich auch! (mit dem Kinde schäkernd:) Ja, ja? Bist du da? Uiii, wie er sich streckt! Hä, Prachtkerl du! So ein Kinderhändchen ist doch das Lieblichste, Zierlichste, was man sich denken kann! Man möcht’ es aufknappern, wie Konfekt! Na na? Was will denn das Händchen? Da da – – Junge! – Er faßt meinen Bart – Willst du loslassen! – Der Tausend nochmal! – Wie hält der Bengel fest! – Es ist doch ein überaus kräftiges Kind!
Magdalene: Natürlich, wie sollte wohl der Sohn des Herrn Wolfgang Behring nicht kräftig sein! So, da hast du’s wieder!
Otto Ernst: Die größte Sünde. Conrad Kloss, Hamburg 1895, Seite 40. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ernst_Die_groesste_Suende.djvu/46&oldid=- (Version vom 14.6.2022)