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die unverschämteste ihrer Empfindlichkeiten wäre! Unsere Gefühle darf man ungestraft mit Füßen treten: von der Kanzel, vom Richterstuhl, von der Tribüne des Parlaments, vom Throne herab darf man uns Ehre und Pflichtgefühl, Menschlichkeit und Gewissen absprechen und uns in einem Atem nennen mit Verbrechern und Schurken!

Pastor Meiling: Und wohl uns, daß es so ist, wohl uns, daß die gerechte Verachtung der Menschen sie trifft und sie zu Boden wirft, die mit frechem Hohne den Allmächtigen leugnen; denn sie versinken wahrhaftig in den Pfuhl der Sünde und endigen in Grauen und Verzweiflung! Zufriedenheit aber und Glück, Zucht und Sitte, Bürgertugend und Vaterlandsliebe kennt man nur dort, wo man Christum kennt, den Erlöser!

Wolfgang: Bravo, bravo, Herr Pastor, recht so: schlagen Sie Ihr christliches Pfauenrad. Ihr religiöser Hochmut schillert in wundervollen Farben! Gewiß, all jene Herrlichkeiten haben Sie und Ihresgleichen gepachtet. Vor allem besitzen Sie aber eines: Die salbungsvolle Dreistigkeit, mit der Sie ehrenwerte Menschen beschimpfen. Woher nehmen Sie das Recht dazu? Ist es ein göttliches? (Einen heiteren Ton anschlagend.) Aber das ist es ja, was ich sage: Wir sind nicht Gatten unserer Weiber, nicht Väter unserer Kinder, nicht Söhne unseres Vaterlandes, nicht Freunde unserer Freunde, sondern Spießgesellen des Teufels! Schauen sie her, Herr Pastor (seinen Arm um Magdalene legend, die sich ihm genähert hat)

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Otto Ernst: Die größte Sünde. Conrad Kloss, Hamburg 1895, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ernst_Die_groesste_Suende.djvu/36&oldid=- (Version vom 31.7.2018)