Magdalene: (ihm den Mund verschließend): Willst du gleich schweigen!
Wolfgang: Aber so reden alle schlechten Schüler über ihren Lehrer. Es sind nicht alle so unaufmerksam wie du. Du hast ja immer nur deinen Liebsten im Kopf!
Magdalene (in komischer Entrüstung): O du eingebildeter – du – du – Warte, das sollst du büßen! Zur nächsten spanischen Stunde lerne ich keine einzige Vokabel!
Wolfgang: Und für diese unehrerbietige Drohung laß ich dich nachsitzen! Noch heute Abend; zwei, drei, vier Stunden! Bei mir ganz allein!
Magdalene: (unter Lachen mit Elise ab.)
Wolfgang (gegen Elise sich verbeugend): Auf Wiedersehen, mein Fräulein!
Wolfgang: Vorwärts also – an die Arbeit! Was haben wir denn heute? Her mit dem Tagebuch!
Fritz (springt ins Nebenzimmer, holt seinen Schulranzen, zieht ein Heft daraus hervor und giebt es Wolfgang.)
Wolfgang: Waren denn deine gestrige Arbeiten gut?
Fritz (wichtig): Herr Dr. Helmers sagte: Fritz Wöhlers hat von der ganzen Klasse den besten Aufsatz geschrieben.
Wolfgang: Sieh, sieh! Da sind wir wohl sehr vergnügt gewesen.
Fritz: Ja! Und Fritz Paulsen hatte den schlechtesten gemacht. Ich hab’ ihn aber mal von meinem Apfel abbeißen lassen, da war er wieder lustig.
Otto Ernst: Die größte Sünde. Conrad Kloss, Hamburg 1895, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ernst_Die_groesste_Suende.djvu/15&oldid=- (Version vom 31.7.2018)