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wenn ich ihn wiederhaben wollte, und es war nicht schwer, ihn zu finden. Er war freilich erst seit wenigen Monaten hier; aber er gab in vielen Häusern Privatunterricht, meistens in armen Familien und unentgeltlich. Was ich über ihn hörte, was die Leute aus vollem Herzen von ihm erzählten – ich kann dir nicht sagen, wie es mich selig machte vor Hoffnung und – und wie es mich bange machte vor Zweifel!

Elise: Er hatte natürlich nicht nötig, für Geld zu unterrichten –

Magdalene: Doch! Er ist arm!

Elise (gedehnt): Aah – er ist arm? Dann hat er wohl deshalb seine Universitätsstudien abgebrochen?

Magdalene: Auch das weißt du?

Elise: Ich hörte im „Frauenverein für innere Mission“ davon.

Magdalene: Soo! – Er hatte die Stipendien groß nötig. Solange er Theologie studierte, genoß er auch reichlich Unterstützung. Als er sich aber von diesem Studium abwandte –

Elise: Er wandte sich von der Theologie ab? Er ist doch nicht etwa ein Freidenker?

Magdalene: Hahahaha, wie du das sagst! – verzeih’, aber ich konnte nicht anders, ich mußte lachen. Ob er ein Freidenker ist? – Das weiß ich nicht; aber ein freier Mann ist er, das weiß ich. Er hat immer den Mut, zu bekennen, was er denkt, und sieht man ihm in’s Auge, – da strömt einem derselbe Mut in’s Herz! Allerdings hab’ ich ihn

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Otto Ernst: Die größte Sünde. Conrad Kloss, Hamburg 1895, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ernst_Die_groesste_Suende.djvu/12&oldid=- (Version vom 31.7.2018)