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4. Scene.
Wolfgang. Gleich darauf Magdalene.

Wolfgang (nimmt aus einem Fach des Schreibtisches einen Revolver und prüft ihn. Als Magdalene eintritt, wirft er ihn schnell in das Fach zurück.)

Magdalene (auf ihn zukommend und die Hände auf seine Schulter legend, freundlich): Wolfgang – was verbirgst du da vor mir?

Wolfgang: Ich verbergen? Oh – nichts – ein unangenehmer Brief – der dich nicht interessiert – nichts von Bedeutung. – Willst du nicht ausgehn?

Magdalene (indem sie sich schmeichelnd zu seinen Füßen niederläßt): Ja – wenn du mit mir gehen wolltest.

Wolfgang (verwundert): Ich? Ich kann leider nicht – ich habe noch zu thun –

Magdalene: Was denn?

Wolfgang: Was denn? (Mit gezwungenem Lächeln:) Was du heut’ alles fragst!

Magdalene: Wolfgang!

Wolfgang: Nun?

Magdalene: Liebst du mich noch?

Wolfgang: Hm – wie kannst du nur so fragen! Natürlich!

Magdalene: „Natürlich“? So antwortet man nicht. (Sie schmiegt sich eng an seine Kniee, das Gesicht nach dem Spiegel gewendet) Sag’ mir – sag’ mir’s mit so recht heißen, innigen Worten, daß du mich noch liebst!

Wolfgang (mit erkünstelter Wärme): Ich liebe dich unaussprechlich – ganz ohne alle Grenzen!

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Otto Ernst: Die größte Sünde. Conrad Kloss, Hamburg 1895, Seite 111. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ernst_Die_groesste_Suende.djvu/117&oldid=- (Version vom 31.7.2018)