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es ist, als ob er einen Entschluß gefaßt hätte – und das ängstigt mich doppelt. – Bester Herr Doktor, stehen Sie mir bei – helfen Sie mir ihn beruhigen – (Man hört draußen sprechen.)

Scharff: Still – ich höre ihn kommen.


2. Scene.
Wolfgang. Stein. Die Vorigen.

Wolfgang: Moign, Scharff. Nun, wie steht’s mit meiner Frau?

Scharff: Ausgezeichnet.

Wolfgang: Nehmen Sie Platz, Herr Stein.

Stein: Morg’n Frau Behring. Morg’n, Herr Doktor.

Wolfgang: Unser Herr Stein hat leider einen schweren Verlust erlitten. Gestern abend ist ihm seine Frau gestorben.

Magdalene: Ah – mein herzliches Beileid!

Wolfgang (hat ein Kästchen aus der Rocktasche genommen und in seinen Schreibtisch verschlossen. Magdalene beobachtet ihn. Wolfgang wendet sich wieder zu den Übrigen.) Ja, Herr Stein, Sie haben da eine brave Frau verloren – Sie wollten mir von ihrem Ende erzählen –

Stein: Ja ja, das wollt’ ich – also – Sie wissen ja woll schon, daß ich verurteilt bin –

Alle: Verurteilt?

Stein: Ja, zu drei Monat Gefängnis – ja.

Magdalene: Aber weshalb denn?

Stein: Wegen Gotteslästerung! Ich soll in der Freidenker-Versammlung, die wir neulich hatten, was Unehrerbietiges über die Religion gesagt haben – un das habn die Herrn für Gotteslästerung angesehn.

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Otto Ernst: Die größte Sünde. Conrad Kloss, Hamburg 1895, Seite 100. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ernst_Die_groesste_Suende.djvu/106&oldid=- (Version vom 14.6.2022)