Seite:Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus 230.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
220 Fünftes Buch.


oder sonst irgend etwas unter Verschluss verwahrt halten sollte, indem er dreifachen Ersatz für Eingebüsstes versprach. Ferner solle es, so machte er bekannt, gestattet sein, von fremdem Mundvorrat als Wegzehrung so viel mitzunehmen, wie für eine einzige Mahlzeit genüge. Wenn jemand beim Mitnehmen dieses Mass überschritte, der solle des Diebstahls schuldig angesehen werden. Einem Diebe sollten die Sehnen mit einem Eisen durchstochen, und er so an den Galgen gehängt werden; ihm zur Seite sollte ein Wolf aufgehängt werden, damit die Gleichheit der Strafe zeige, dass die Bosheit des Menschen ebenso gross sei wie die wilde Gier des Tieres. Diese Strafe sollte auch noch weiter gegen Hehler verhängt werden. Dort lebte er nun sieben Jahre und zeugte einen Sohn Alwo und eine Tochter Ofura.

In denselben Tagen kam zu Frotho ein schwedischer Kämpfer, Arngrimus mit Namen, und forderte den Skalk aus Schonen, weil er von diesem einst eines Schiffes beraubt worden war, zum Zweikampfe heraus und erschlug ihn. [165] 165Übermässig stolz auf diese That wagte er es um die Tochter Frothos anzuhalten. Da er des Königs Ohren verschlossen fand, ersuchte er Erik, den Regenten von Schweden, um seine Verwendung. Erik gab ihm den Rat, er solle durch irgend eine hervorragende That die Gunst Frothos gewinnen und gegen Egtherus[1], den König von Biarmien, und gegen Thengillus, den König von Finnmarken, kämpfen, weil diese allein die Herrschaft der Dänen nicht anerkennen wollten, während alle andern sich ihr beugten. Unverzüglich führte er ein Heer gegen diese. Es sind aber die Finnen die äussersten Stämme des Nordens, die einen kaum bewohnbaren Teil der Erde sich zum Aufenthalt gewählt haben und bebauen. Die haben eine tüchtige Übung im Gebrauche der Geschosse, kein anderes Volk besitzt so grosse Gewandtheit im Schiessen. Sie kämpfen mit grossen und breiten Pfeilen. Sie legen sich auf Zauberei, sie sind tüchtige Jäger. Sie haben keinen festen Wohnsitz und kein stetes Haus; wo sie ein Wild


  1. Eggþér, ags. Ecgþeóv, ahd. Egideo ist der grenzhütende Schwertknecht (Müllenhoff, D. A. 5128 ff.); an. þengill = König.
Empfohlene Zitierweise:
Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 220. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_230.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)