Seite:Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus 207.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
V. Frotho III., Erik. 197


hinaus er von den unsterblichen Göttern nichts erbitten könnte. Der König müsse aber selbst Sinn und Entschluss der Gunwara erforschen. Die Gunwara nahm den sie umwerbenden König mit scheinbarer Gunst auf und stimmte seiner Bitte sofort zu, ersuchte ihn aber, dass er die Hochzeit des Erik der ihrigen voraufgehen lasse; wenn diese erst begangen sei, dann schicke sich die des Königs besser, namentlich aus dem Grunde, dass nicht die, die von neuem heiraten solle, den neuen Ehebund in aufgefrischter Erinnerung an den alten verschmähe. Ausserdem sei es nicht gut, zwei Ausrichtungen in einer Feier zusammenfliessen zu lassen. Der König liess sich durch diese Ausführungen überzeugen und spendete ihren Vorschlägen reichliches Lob. Als er in wiederholten Gesprächen mit Erik viele schöne Sinnsprüche, die ihn im Herzen erfreuen und erquicken konnten, vernommen, übergab er ihm, nicht zufrieden damit, ihm seine Tochter zur Frau zu geben, auch den Bezirk Litharfulki, weil er glaubte seinem nunmehrigen Verwandten auch ein Lehen zuwenden zu müssen. Kraka aber, die Erik wegen ihrer Zauberkunst mit auf die Reise genommen hatte, schützte Augenkrankheit vor und hatte das Gesicht so mit dem Rocke verdeckt, dass auch nicht ein Teilchen des Kopfes, woran man sie hätte erkennen können, hervorschaute. Gefragt, wer sie wäre, antwortete sie, sie sei eine Schwester der Gunwara, von derselben Mutter, aber von einem andern Vater.

Als man in den Palast des Götar gekommen war, wurde ein Schmaus zu der Hochzeit der Alwilda, (so hiess die Tochter), ausgerichtet. Erik und der König speisten in verschiedenen Zimmern, deren Decke aber auf einer gemeinsamen Wand ruhte. Diese Zimmer waren innen durchgängig mit hängenden Teppichen überkleidet. Bei Götar sass Gunwara, Erik fassten Kraka und Alwilda[WS 1] ein. Während der Scherzreden zog Erik nach und nach eine Latte aus der Wand und schuf eine Öffnung, so weit, dass sie einen menschlichen Körper durchlassen konnte. Darauf fragte er seine Braut Alwilda über Tische recht eindringlich, ob sie lieber ihn oder Frotho heiraten wolle, zumal ja, wenn man die Ehen in Erwägung ziehe,


  1. Vorlage: Awlilda
Empfohlene Zitierweise:
Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 197. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_207.jpg&oldid=- (Version vom 1.6.2017)