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V. Frotho III., Erik. 189


bemerkt werde. Dann liess er das Schiff, auf das er mit seinem Gefolge sich begeben hatte, nicht weit vom Ufer wegrudern. Als der König sich nun anschickte, ihn zu verfolgen mit den durchlöcherten Schiffen, und dann das Wasser bis an die Ruderluken kam, da versuchte er, obwohl mit schwerer Rüstung belastet, zwischen den anderen herauszuschwimmen; er musste mehr darauf denken sich selbst zu retten, als einem andern nach dem Leben zu trachten. Die Spiegel versanken ins Meer, und die eindringende Flut hob die Ruderer aus ihren Sitzen. Als Roller und Erik das sahen, da stürzten sie sich mit Verachtung der Gefahr ohne Zögern in die Tiefe und fingen schwimmend den treibenden König auf. Schon hatte ihn die Woge dreimal überflutet und in die Tiefe sinken lassen, da packte ihn Erik am Haar und zog ihn aus dem Wasser. Die andere Menge der Schiffbrüchigen fand entweder im Wasser ihr Grab oder rettete sich mit Mühe zurück ans Ufer. Der König wurde seiner nassen Umhüllung entledigt und mit einem trockenen Kleide bedeckt. Viel Wasser floss aus seinem Munde unter häufigem Aufstöhnen der Brust. Auch die Stimme mangelte ihm, ermüdet durch das fortgesetzte Stöhnen. Endlich kehrte die Körperwärme zurück und belebte die von Kälte starren Glieder. Sitzen konnte er, aber noch nicht aufstehen, noch nicht ganz Herr seiner Kräfte. Allmählich kam die Verfügung über seine alte Kraft zurück. [142] 142Als er gefragt wurde, ob er Leben und Frieden haben wolle, bewegte er die Hand an die Augen und versuchte die eingesunkenen Augensterne zu heben.

Als allmählich dem Körper seine Kraft wieder kam, und die Stimme fester wurde, da sagte er: „Bei diesem Lichte, das ich wider meinen Willen sehe, bei der Luft, die ich nur ungern einatme und anschaue, beschwöre ich Euch inständig, lasst Euch nicht beikommen, mir deren weiteren Genuss aufzuzwingen. Zwecklos habt Ihr mich gerettet, denn ich wollte versinken. Es ist mir versagt worden, durch die Wogen umzukommen, nun will ich wenigstens durch das Schwert sterben. Von keinem besiegt, bin ich zuerst Deiner Klugheit, Erik, unterlegen, um so unseliger, als ich den Sieg über

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 189. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_199.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)