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186 Fünftes Buch.


das sah, sagte er: „Den Einfältigen verrät sein Thun. Bei uns gilt die freie Bestimmung der Jungfrauen über sich als unantastbar.“ Da stellte sich Erik, als wenn er die Hand der Jungfrau, die ihm als zum Becher gehörend mit geschenkt sei, mit dem Schwerte abhauen wollte und sagte: „Wenn ich mehr genommen, als Du gegeben, oder wenn es anmassend von mir ist, das Ganze fest zu halten, so will ich mir doch meinen Teil nehmen dürfen.“ Der König sah, dass er sich mit seinem Versprechen gefangen hatte und übergab ihm die Jungfrau; er wünschte nicht den Fehler der Übereilung durch Unbeständigkeit gut zu machen, damit das Gewicht seiner Versprechungen schwerer erscheine; und doch mag man den Widerruf eines närrischen Vertrags mit mehr Recht als Verständigkeit, denn als Unbestand auszulegen.

Darauf entliess er ihn zu den Schiffen, weil die für den Kampf festgesetzte Zeit gekommen war, liess ihn aber erst Rückkehr geloben. Erik betrat mit seinen Leuten das mit einer Eisdecke überzogene Meer und streckte, auf seinen Sohlen sicher stehend, den Feind nieder, der immer ausglitt und nicht fest ausschreiten konnte. Frotho hatte nämlich bestimmt, dass niemand dem, der zum Wanken oder in Bedrängnis käme, beispringen sollte. Darauf kam er zum Könige als Sieger zurück. Da erklärte Götwara, traurig über das Geschick ihrer Nachkommenschaft, die einen so unglücklichen Ausgang gefunden, und begierig sie zu rächen, es beliebe ihr ein Wettkampf in Wechselrede mit Erik; sie wolle eine schwere Halskette, er solle das Leben als Pfand einsetzen: wenn er siege, solle er das Gold, wenn er unterliege, den Tod davontragen. Erik nahm den Wettkampf unter den gestellten Bedingungen an, das Pfand wird bei Gunwara niedergelegt. Also begann nun Götwara zuerst so:

Wenn Du die Doppelaxt schärfst, und der Wetzstein munter im Gang ist,
Drängt sich nicht Leib da an Leib, stösst sich nicht Glied da an Glied?

Erik dagegen:

Wie die Natur einem jedem am Leibe die Haare erzeugt hat,
So trägt jeder den Bart doch wohl am richtigen Fleck.

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 186. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_196.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)