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V. Frotho III., Erik. 171


Als er nun mit den Normannen[1] in Kampf geriet, da blendete er mit kräftigen Zaubersprüchen das Gesicht der Feinde, dass sie vermeinten, die gezückten Schwerter der Dänen würfen aus der Ferne Strahlen und sprühten Funken, gleichsam Flammen ausspeiend. So geschwächt waren ihre Augen, dass sie nicht einmal auf das aus der Scheide gezogene Schwert blicken konnten; durch den Glanz geblendet konnte die Sehkraft das zauberische Schimmern nicht aushalten. Rafn wurde also mit dem grössten Teile seiner Leute erschlagen, nur sechs Schiffe entkamen nach Norwegen und konnten dem Könige die Lehre geben, dass die Dänen nicht so leicht niedergeworfen werden könnten. Sie verbreiteten auch die Kunde, dass Frotho nur gestützt auf seine Kämpen, aber unter Widerstreben des Volkes König sei, da seine Regierung eine Gewaltherrschaft geworden sei[2].

Um festzustellen, was an dem Gerüchte sei, gelobte Roller, wie er gern fremde Länder sah und fremde Zustände erforschte, er wolle in die nähere Umgebung des Königs zu gelangen suchen. Erik sagte, das sei ein törichtes Vorhaben, obwohl er ein Riese an Körper sei; schliesslich aber, als er sah, dass jener an seinem Vorsatze unerschütterlich festhielt, band er sich durch das gleiche Gelöbnis. Der König versprach ihnen zu Begleitern zu geben, wen sie sich selbst auswählten. Nun gefiel es den Beiden, zuerst zu ihrem Vater zu gehen und ihn um Lebensmittel und sonstige Bedürfnisse für eine so weite Fahrt zu bitten. Sie wurden von ihm väterlich aufgenommen und am nächsten Tage in den Wald geführt zur Besichtigung des Viehs; der Alte hatte nämlich sehr viele


  1. d. h. Norwegern.
  2. Dieser Satz ist zwar wegen des folgenden hier nicht gut zu entbehren, ist aber recht störend; denn erstens weiss der König das, was er enthält, schon vorher, und zweitens konnte die Schiffsbemannung gar keine Kunde bringen, da sie nicht nach Dänemark gekommen war. Auch die weiter unten folgende Erzählung von dem Breie der Kraka steht nicht am richtigen Orte: sie hätte offenbar vor dem ersten Auftreten Eriks gegeben werden müssen, um das überraschende Auftauchen von Klugheit in ihm zu begründen.
Empfohlene Zitierweise:
Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 171. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_181.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)