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IV. Fridlew. 159

 den Mannen mit so grosser Tapferkeit gekämpft, dass beide Heere vollständig aufgerieben wurden; nur wenige entgingen dem Tode durch die Flucht; keinem Teile fiel der Sieg zu, wo beiden die gleiche Wunde geschlagen war; in allen war eben die Liebe zum Ruhme grösser, als die Liebe zum Leben. Die von dem Heere des Hwyrwill noch übrig waren, banden, um zusammenzuhalten, in der Nacht die Reste ihrer Flotte mit Tauen hüben und drüben zusammen. In derselben Nacht aber kappten Bild und Broddo diese Taue, durch welche die Schiffe zusammenhingen und trieben in aller Stille ihre Fahrzeuge aus dem Verbande mit den andern weg: durch Preisgabe ihrer Brüder frönten sie ihrer Furcht und gehorchten mehr den Antrieben der Angst als der Liebe zu den Blutsverwandten. Als am nächsten Tage Fridlew den Hwyrwill, Gunholm, Bugo und Fanning allein aus dem grossen Gemetzel der Mannen noch übrig sah, beschloss er allein mit allen zu kämpfen, damit nicht die armseligen Reste der Leute von neuem der Gefahr sich aussetzen müssten; ihm gab das Selbstvertrauen neben der ihm innewohnenden Tapferkeit auch ein Hemd, das dem Eisen Trotz bot. Dieses Hemd benutzte er in Schlachten und in Zweikämpfen als ein Gewand, das das Leben sicherte. Der glückliche Ausgang des Kampfes, den er so mutig unternahm, entsprach seiner Tapferkeit: den Hwyrwill, Bugo und Fanning erlegte er, und dann tötete er den Gunholm, der das Schwert des Gegners mit Zaubersprüchen stumpf zu machen verstand, durch Hiebe mit dem Schwertknaufe. Da er aber allzu hitzig die Klinge mit der Hand fasste, wurden die Sehnen durchschnitten, versagten den Dienst, und die (einwärts) zur Handfläche gebogenen Finger blieben davon Zeit seines Lebens krumm.

Als er Dublin, die Hauptstadt von Irland, belagerte und sah, dass die Festigkeit der Mauern eine Erstürmung unmöglich machte, gab er in Nachahmung des schlauen Kunstgriffs des Hading die Weisung, an die Schwingen von Schwalben Zunder mit eingeschlossenem Feuer anzuheften; [120] 120als diese nun in ihre Nester flogen, erstrahlten plötzlich die Häuser in Flammenschein. Die Einwohner liefen zusammen, um zu

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 159. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_169.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)