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158 Viertes Buch.


belästigt: er sollte den Sachsen Tribut zahlen, sonst würde er Krieg haben. Seine Ehrliebe nahm lieber den Kampf als Tributzahlung und trieb ihn an, anstatt eines feigen Lebens einen tapferen Tod zu wählen. Er nahm also die Entscheidung durch den Kampf; die Mannschaft der Dänen füllte die Elbe mit so grosser Menge von Fahrzeugen an, dass die aneinander stossenden Verdecke der Schiffe einen leichten Übergang über den Fluss wie auf einer festen Brücke darboten. So musste der König der Sachsen sich zu derselben Bedingung verstehen, die er den Dänen hatte aufzwingen wollen.

Nach Dan bestieg Fridlewus mit dem Beinamen der Schnelle den Thron. Während seiner Regierung griff Hwyrwillus, der Fürst von Holandia nach Abschluss eines Bündnisses mit den Dänen, Norwegen an. Für seine Thaten war es ein nicht geringer Zuwachs an Ruhm, dass er die Rusila, eine Jungfrau, die mit kriegerischem Sinne Kämpfe suchte, mit Waffen bezwang und Mannesruhm durch den Sieg über einen weiblichen Feind errang. Er gewann aber auch fünf Genossen von ihr, Broddo, Bildus, Bugo, [119] 119Fanningus und Gunholmus, Söhne des Fyn, zu einem Bündnisse, durch ihre herrlichen Thaten bewogen. Auf ihre Genossenschaft vertrauend, zerschnitt er das Bündnis, das er mit den Dänen geschlossen hatte, mit dem Schwerte. Sein Einbruch war um so schädlicher, weil er trügerisch war; denn die Dänen konnten nicht vermuten, dass der Freund so plötzlich sich in einen Feind verwandeln würde. So leicht ist bei manchen Leuten der Übergang aus einem Freundschaftsverhältnisse zur Feindschaft; ich möchte glauben, dass nach dem Vorbilde dieses Mannes unserer Zeit Sitten sich gestaltet haben, die wir Lügen und Trügen nicht für entehrende Laster halten. Als er die Südstriche von Seeland heimsuchte, stellte ihn Fridlew zum Kampfe in dem Hafen, welcher später mit seinem Namen genannt worden ist [1]. In dieser Schlacht wurde im Wettstreite um den Ruhm von


  1. Hurrildshavn (Hafen des Hwirwill) zwischen Glenö und Seeland. (Olrik II.47).
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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 158. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_168.jpg&oldid=- (Version vom 5.7.2016)