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118 Drittes Buch.


Wort liess die andern laut auflachen, aber den Freund des Amleth entzückte es durch seine Klugheit.

So waren alle geschlagen, und niemand hatte den versteckten und verschlossenen klugen Sinn des Jünglings an das Tageslicht ziehen können; da sagte einer von Fengos Freunden, der reicher an Eigendünkel als an Schlauheit war, [91] 91gewöhnliche List reiche nicht hin, um den unfassbaren klugen Verstand des Amleth nachzuweisen; denn seine geistige Widerstandsfähigkeit sei grösser, als dass man ihr mit schwachen Versuchen beikommen könne; deshalb dürfe man nicht eine einfache Probe gegenüber seiner verschlungenen Schlauheit ins Feld führen. Er habe nun mit tieferem Nachdenken einen feineren Weg des Vorgehens entdeckt, der leicht zu beschreiten sei und am sichersten die beabsichtigte Ausspürung verbürge. Fengo solle sich nämlich mit Fleiss, ein wichtiges Geschäft vorschützend, vom Hofe entfernen, Amleth solle allein mit der Mutter in ein Zimmer eingeschlossen werden, vorher müsse dann jemand bestellt werden, der ungesehen von beiden an einem versteckten Platze im Gemache seine Aufstellung nehme, um aufmerksam ihr Zwiegespräch zu belauschen. Denn wenn der Sohn nur ein klein wenig bei Verstande sei, so werde er gewiss vor den Ohren der Mutter sprechen und sich der Mutter ohne Furcht anvertrauen. Er bot sich auch selbst eifrig zur Besorgung der Auskundschaftung an: er wollte den Ruhm haben, den Plan nicht allein ersonnen, sondern auch ausgeführt zu haben. Fengo war mit diesem Vorschlage sehr einverstanden und schied vom Hofe unter dem Vorgeben einer weiten Reise. Der aber, der den Plan angegeben, begab sich heimlich in das Gemach, in welchem Amleth mit der Mutter eingeschlossen werden sollte und verbarg sich, indem er unter das Stroh kroch. Jedoch Amleth war um ein Gegenmittel gegen den Anschlag nicht verlegen. Da er nämlich gleich fürchtete, dass seine Worte von den Ohren eines versteckten Lauschers aufgefangen werden möchten, so griff er zunächst zu seinen gewöhnlichen Possen, nämlich er krähte laut wie ein Hahn und schlug mit seinen Armen, wie wenn er mit den Flügeln

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 118. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_128.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)