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III. Hother. 95

 gewesen war. [Auch nahm Frö, der Statthalter der Götter, seinen Sitz nicht weit von Upsala, wo er an die Stelle der alten Weise der Opfer, die so viele Völker in so vielen [75] 75Jahrhunderten geübt hatten, eine schreckliche und ruchlose treten liess: er ging nämlich daran Menschen als Opfer zu schlachten und brachte so den Himmlischen grause Gaben dar[1].]

Während dessen[2] erfuhr Hother, dass Dänemark seine Fürsten verloren und Hiarthwar so schnell für die Ermordung des Rolf gebüsst habe; da sagte er, dass der Zufall ihm in den Schoss geworfen habe, was er kaum hätte erhoffen dürfen. Denn durch fremde Hand habe Rolf gebüsst, dem er das Leben hätte nehmen müssen, weil sein Vater von dessen Vater getötet worden sei, und andererseits sei ihm durch eine unerwartete Wendung der Dinge die Möglichkeit geboten, Dänemark in seinen Besitz zu bringen. Denn die Herrschaft über Dänemark stehe ihm nach Erbrecht zu, wenn man seinen Stammbaum richtig zurückverfolge[3]. Daher besetzte er den Seeländischen Hafen Isora mit einer grossen Flotte, um das vom Glück gebotene Geschenk zu benutzen. Dort wurde er von dem ihm zulaufenden dänischen Volke zum Könige bestellt, und als er bald darauf das Abscheiden seines Bruders Atisl, den er als Statthalter über Schweden gesetzt, erfahren hatte, vereinigte er beide Reiche. Den Atisl raffte ein unrühmlicher Tod dahin: als er nämlich den Tod des Rolf mit einem Gelage höchst ausgelassen feierte, sprach er dem Becher allzu eifrig zu und büsste für seine unanständige Unmässigkeit mit einem plötzlichen Tode. Während er also eines anderen Todesgeschick mit übermässiger Lustigkeit feierte, nötigte er sein eigenes hereinzubrechen.

Balder ging auch mit einer Flotte nach Seeland, und da er in den Waffen tüchtig war und durch majestätische Gestalt hervorragte, so erlangte er sehr rasch von den Dänen,


  1. Diese Periode unterbricht den Zusammenhang; wenn sie von Saxo herrührt, würde sie besser hinter 2620, oder 3025 stehen.
  2. Mit diesen Worten endet die Unterbrechung der Erzählung durch den Bericht über die Jugendzeit des Hother.
  3. Nämlich: Hading–Swanhwit–Hothbrod–Hother.
Empfohlene Zitierweise:
Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 95. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_105.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)