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III. Hother. 89

 dass das, was mit ihm vorgegangen war, nur eine Augentäuschung und eine wesenlose Schöpfung von Zauberkünsten gewesen war.

Als er von da nach Hause kam, erzählte er dem Gewar den Verlauf des Blendwerks, das auf seine Verirrung gefolgt war und bat ihn sofort um seine Tochter. Gewar erwiderte ihm, er würde ihm sehr gern seinen Wunsch erfüllen, wenn er nicht fürchten müsste, den Zorn Balders durch dessen Abweisung sich zuzuziehen, denn der habe ihm schon die gleiche Bitte vorgelegt. Selbst dem Eisen wiche nicht die Festigkeit seines heiligen Leibes; doch fügte er hinzu, er wisse ein Schwert, tief und fest verschlossen, mit dem ihm die Todeswunde geschlagen werden könne; das sei im Besitze Mimings, eines Waldschrates. Der habe auch eine Armspange, die eine wunderbare; geheime Kraft in sich trüge: sie vermehre nämlich die Schätze ihres jedesmaligen Besitzers. Der Zugang zu seiner Wohnstätte sei ungebahnt, mit Hindernissen besetzt [71] 71und für Sterbliche nicht leicht zu gehen; denn der grösste Teil des Weges stehe das ganze Jahr in dem Banne einer ungeheuren Kälte. Er weist ihn also an, Renntiere vor seinen Wagen zu spannen, um mit Hilfe ihrer Schnelligkeit die in starkem Froste starrenden Gebirgsjoche zu überschreiten. Wenn er dahin komme, solle er sein Zelt so, von der Sonne abgewandt[1], aufstellen, dass es zwar von dem Schatten der Grotte, in der Mimingus hause, getroffen werde, seinerseits aber die Grotte nicht mit seinem Schatten treffe, damit nicht etwa den Schrat das ungewohnte Auffallen eines Schattens vom Herauskommen zurückscheuche. So werde ihm Spange und Schwert zu erwerben möglich sein; an dem einen hange Schatzwunsch, an dem anderen Kampfglück, beide seien für den Besitzer ein wertvolles Gut. So weit Gewar. Hother führte sofort entschlossen aus, was er von ihm gelernt hatte, stellte sein Zelt in der erwähnten Weise auf und lag in der Nacht stillem Nachsinnen, bei Tage der Jagd ob; die beiden Tageszeiten brachte er wach und schlaflos zu, mit dem Unterschiede


  1. d. h. von der Grotte aus nach Norden.
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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 89. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_099.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)