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II. Rolf. 73


 nach der Stirn und strafte so den verkehrten Sinn des Mannes durch das verkehrte Gesicht. Das dämpfte die schmähliche Ausgelassenheit des Scherzes und veranlasste die Kämpen, den Saal zu verlassen. Wegen dieses Schimpfes, der seinem Mahle angethan war, beschloss der Bräutigam zwischen sich und Biarko das Schwert entscheiden zu lassen, er suchte Genugthuung für die gestörte Heiterkeit in einem Zweikampfe. Bei dem Eintritt in den Zweikampf wurde lange gestritten, wem der erste Hieb gebühre; denn vor Zeiten wurde bei Abhaltung von Zweikämpfen nicht Hieb und Gegenhieb in rascher Aufeinanderfolge verlangt, sondern die Folge der Hiebe zugleich mit einer Unterbrechung in der Zeit geschieden, und der Kampf wurde mit nur wenigen, aber gewuchtigen Schlägen ausgefochten, so dass der Preis nicht der Anzahl, sondern der Wucht der Hiebe zufiel. Der Vortritt wurde dem Agner zugesprochen wegen seiner vornehmen Geburt, und er führte nun einen Hieb mit solcher Gewalt, dass er den oberen Teil des Helmes durchschlug, die obere Kopfhaut verletzte und das Schwert fahren lassen musste, weil es in den Helmlöchern fest sass. Dann kam Biarko an die Reihe mit seinem Hiebe, stemmte, um das Eisen gewuchtiger zu schwingen, seinen Fuss auf einen Baumstamm und schlug mit seinem vorzüglich scharfen Schwerte den Leib Agners mitten durch. Manche erzählen, dass der sterbende Agner durchaus keinen Schmerz gezeigt, sondern lachend aus dem Leben gegangen sei. Die Kämpen suchten eifrig ihn zu rächen, wurden aber von Biarko mit ähnlichem Ende gestraft. Er hatte nämlich ein vorzüglich scharfes und ungewöhnlich langes Schwert, welches er Löwi nannte. Während er sich schon solcher verdienstlichen Thaten rühmen konnte, gewährte ihm noch ein wildes Tier im Walde einen neuen Sieg. Er stiess nämlich auf einen ungemein grossen Bären im Dorngebüsch und durchbohrte ihn mit dem Jagdspeere; seinen Genossen Hialto aber hiess er, damit er stärker an Kraft werde, den Mund ansetzen und das dem Tiere entströmende Blut trinken. Man glaubte nämlich, dass durch solchen Trank die Körperkraft einen Zuwachs erhielte. Durch

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 73. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_083.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)