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54 Zweites Buch.


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Menschen wir sind, nicht Gespenster, sind Knechte, wir haben die Herde

Hierher zur Weide geführt, blieben dann einsam zurück.
Während mit Scherz und mit Spiel wir die Zeit uns vertrieben, die Herde
Lief ohne Hüter davon weit auf entlegene Trift.
Als sie dann, lange gesucht, uns galt für immer entschwunden,

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Füllte des argen Versehns quälende Sorge die Brust;

Als der entlaufenen Rinder sich nie eine sichere Spur bot,
Packte das schuldige Herz heftig der bangende Schreck.
Leidvoll erschien uns und schrecklich die Rückkehr zur Heimat, es drohten
Unserem schlimmen Vergehn strafende Streiche des Stocks.

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Mindere Strafe, als fühlen die Hand und Züchtigung leiden,

Schien uns, mit freiem Entschluss meiden das trauliche Heim.
So entgehn wir der strafenden Hand, wir verschmähen die Rückkehr,
Sorgen in diesem Versteck nur zu entkommen dem Herrn;
Dies nur allein ist uns Schutz vor der Strafe für lässige Hütung,

20
Dies nur auf unserem Weg bietet uns sichere Flucht.

Da musterte Swanhwit in prüfender Betrachtung die prächtige Erscheinung seines Antlitzes und sagte in grosser Bewunderung: „Dass Du von Königen stammst, und nicht von Knechten, das verrät das strahlende Funkeln Deiner Augen. Die Gestalt zeigt die Abkunft, und in dem Blitzen der Augen leuchtet die edle Natur auf. Die Schärfe des Gesichts lässt schauen die hohe Geburt, und nicht ist niederen Standes geboren, wen die Schönheit, das sicherste Kennzeichen des Adels, empfiehlt. Das äussere Feuer der Augensterne kündet den glänzenden Genius im Innern. Die Gestalt lässt sicher auf die Abkunft schliessen, und in dem leuchtenden Antlitz wird die Hoheit der Vorfahren erblickt. Eine so liebliche und so edle Erscheinung konnte nicht von einem unadeligen Erzeuger ihren Ursprung nehmen. Die Zier des Blutes überströmt die Stirn mit verwandter Zier, und aus dem Spiegel des Antlitzes strahlt das Abbild der Natur zurück. Ein Bildwerk also von so prächtiger Arbeit hat kein geringer Handwerker geschaffen. Darum sucht jetzt immer wieder Abbiegungen vom Wege auf und vermeidet durch rasches Abschwenken einen Zusammenstoss mit den Gespenstern, damit ihr nicht euren herrlichen Leib ihnen zur Beute lasst und damit den schmutzigen Horden eine Nahrung bietet.“

Den Regner aber hatte Scham ergriffen ob seines hässlichen

Empfohlene Zitierweise:
Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 54. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_064.jpg&oldid=- (Version vom 9.10.2018)