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48 Zweites Buch.

Der sei Ziel Deines Schwerts, so durchstichst Du mitten den Drachen.

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Dann geh fahrlos zum Berg, setz’ an die gewuchtige Hacke,

Such’ in gegrabener Höhle und fülle die Beutel mit Golde;
Lenke dann heimwärts das Schiff, das schwer mit Schätzen beladne.

[39] 39Frotho glaubte der Verheissung und ging nach der Insel hinüber und zwar allein; er wollte ein Tier ebenso ohne Begleitung angreifen, wie einen Kämpen anzugehen Sitte war. Der Drache hatte sich gerade satt getrunken an der Quelle und suchte seine Höhle wieder auf, als Frotho ihn mit einem Schwerthiebe traf; aber die harte, rauhe Haut lachte des Schwertes. Auch die Wurfspeere, die auf sie geschleudert wurden, prallten von ihr ab, ohne ihr eine Verletzung beizubringen, nutzlos war die Anstrengung des Schützen. Aber während der harte Rücken nicht nachgab, erwies sich der weiche Bauch, den er sorgsam ins Auge fasste, als zugänglich für das Eisen. Der Drache wollte zwar zur Rache noch beissen, aber er konnte mit den dorngleichen, spitzen Zähnen seines Maules nur den Schild packen. Noch lange züngelte dann die Zunge, bis er endlich Leben und Geifer zugleich von sich gab.

Die gefundenen Schätze machten den König reich; mit ihnen rüstete er eine Flotte aus zu einer Fahrt nach dem Lande der Kuren. Deren König Dorno soll aus Furcht vor dem gefährlichen Kriege eine derartige Rede an seine Leute gehalten haben: „Den Feind aus der Fremde, Ihr Edle! der sich auf die Waffen und Mittel fast des ganzen Abendlandes stützt, wollen wir suchen durch die Macht des Hungers zu überwinden; ein Hinaushalten des Kampfes allein kann uns Rettung bringen. Der Hunger ist ein Übel, das im Innern zehrt; sehr schwer wird es sein, diese Gefahr am eigenen Leibe niederzuschlagen. Leicht kämpft man mit Hungrigen. Es ist besser, dem Gegner mit Hunger, als mit Waffen zu Leibe zu gehen, wir können kein schärferes Geschoss gegen den Feind schleudern, als den Hunger; die Pest, die durch den Hunger gross gezogen wird, zehrt gefrässig die Kräfte auf; die Hilfe, die in den Waffen ruht, untergräbt der Mangel an Lebensmitteln. Dieser, der Mangel, möge

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 48. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_058.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)