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32 Erstes Buch.


fest. Als nun Othin zurückkehrte, da war es für ihn zu Ende mit seiner Zauberei; er ging nach Finnland, um sich zu verstecken, wurde aber in einem Zusammenlaufe der Einwohner des Landes erschlagen. Auch nach seinem Tode traten noch Schandthaten von ihm in die Erscheinung: alle, die seinem Grabe sich näherten, raffte er in plötzlichem Tode dahin, und noch nach der Erfüllung seines Geschickes richtete er so grossen Schaden an, dass er sich im Tode noch grässlichere Denkmäler setzte als im Leben, gleich als wolle er Schuldige für seinen Tod büssen lassen. In dieser Not gruben die Landesbewohner die Leiche wieder aus und schlugen ihr den Kopf ab, die Brust aber durchbohrten sie mit einem spitzen Pfahle; das brachte dem Volke Rettung von seiner Bedrängnis.

Hierauf kam Othin aus der Verbannung zurück; denn durch den Tod seiner Gemahlin, so schien es, hatte er seinen früheren Ruhm fleckenlos wieder erlangt und war die Schmach von seiner göttlichen Natur genommen; alle, die während seiner Abwesenheit mit göttlichen Ehren sich gebrüstet hatten, zwang er, als unberechtigt, sie aufzugeben, und die Gruppen von Zauberern, die sich allmählich gebildet hatten, zerstreute er wie eine dunkele Wolke durch den Glanz seiner göttlichen Majestät. Er beugte sie unter das Geheiss, nicht allein die Geltung als göttliche Wesen aufzugeben, sondern auch das Land zu verlassen: wer sich so nichtsnutzig in den Himmel dränge, der müsse mit Fug und Recht aus dem Lande gejagt werden.

Inzwischen traf Asmundus, der Sohn des Swibdager, um Rache zu nehmen für den Vater, in einer Schlacht auf Hading; als er nun erfuhr, dass sein Sohn Heinrich, den er mehr als das eigene Leben liebte, tapfer kämpfend gefallen war, da wollte er das Licht nicht mehr sehen, und in Todessehnsucht dichtete er folgendes Lied:

Wer von Euch Helden nimmt nun meine Waffen hin?
Nichts nützt der Helm mit seinem Glanz mir wankendem,
Und nutzlos deckt der Panzer mich, den toten Mann.
Soll ich mich freun der Waffen, wo der Sohn mir fiel?

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Die Vaterliebe jagt zum raschen Tode mich,
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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_042.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)