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I. Othin. 31

 Gottesfurcht nach Bizantium; den Umfang der Arme der Statue umgaben sie mit schweren Spangen. Othin war über diese Huldigung sehr erfreut und erkannte gern den guten Willen der Spender mit lobenden Worten an. Frigga aber, seine Gemahlin, liess Schmiede kommen und der Statue das Gold abnehmen, um es zu ihrem eigenen Schmucke bei ihrem Auftreten zu verwenden. Othin liess die Schmiede den Tod durch den Strang sterben, die Statue auf einen Sockel stellen und machte sie sogar durch Zauberkraft sprechend bei menschlicher Berührung. Jedoch Frigga legte mehr Wert auf einen glänzenden Schmuck, als auf die göttlichen Ehren ihres Gemahls, gab sich einem Diener preis und benutzte dessen Geschicklichkeit, um die Bildsäule umzuwerfen; das Gold, das der allgemeinen Verehrung gewidmet war, benutzte sie als Mittel ihres Schmuckes. Es machte ihr keine Gewissensbisse, sich der Unkeuschheit zu ergeben, wenn sie nur damit eher ihre Habgier befriedigen konnte; die Frau verdiente es nicht, einen Gott zum Manne zu haben. Was soll ich hier noch weiter sagen, als dass ein solcher Gott eine solche Gattin verdiente? So grosse Verblendung äffte dereinst die Sinne der Sterblichen. Othin also, zweimal von der Gattin mit Unbill behandelt, trauerte gleichmässig über die Schändung seines Bildes und seines Ehebettes. Von dem quälenden Bewusstsein einer doppelten Schmach gepeinigt, ging er freiwillig in die Verbannung, edle Scham bekundend, und glaubte damit allmählich den Schmutzfleck der erlittenen Beschimpfung zu tilgen.

Nach seinem Weggange ergriff ein gewisser Mitothyn, angesehen durch seine Zaubereien, gleich als wäre er durch göttliche Gnade mit besonderer Kraft begabt, die Gelegenheit, selbst als Gott aufzutreten und bewog durch den Ruf seiner Wunderthaten die ungebildeten Menschen, wiederum von der Finsternis des Irrtums umhüllt, seinem Namen göttliche Verehrung zu zollen. Er lehrte das der Zorn der Götter oder ein Vergehen gegen sie nicht durch allgemeine Opfer ohne Sonderung gesühnt werden könne, verbot also, den Göttern gemeinsame Gelübde [26] 26auszusprechen und stellte für jeden Gott besondere Opfer

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Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_041.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)