Seite:Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus 026.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
16 Erstes Buch.


Charakter geerbt: mit grosser Sorgfalt wandelte er in seinem zarteren Alter weit ab von den Bahnen der ihm angebornen Schlechtigkeit und entging der Ansteckung durch des Vaters böses Vorbild. Wie er also weise von den Fehlern des Vaters sich los sagte, so entsprach er glücklich den guten Eigenschaften des Grossvaters; er nahm sich somit den weiter zurückliegenden, aber besseren Anteil an dem Familiencharakter zu eigen. In seiner Jugend schon wurde er unter den Jägern seines Vaters berühmt durch die Bezwingung eines ungeheuren Tieres, und der bewundernswerte Ausgang der Sache war eine Vorbedeutung für seine zukünftige Tüchtigkeit. Als er nämlich von seinen Erziehern, die sich ihrer Aufgabe mit aller Hingebung widmeten, die Erlaubnis erhalten hatte, einer Jagd zuzusehen, kam ihm ein Bär von ungewöhnlicher Grösse in den Weg; eine Waffe hatte er nicht, deshalb band er ihn mit dem Gürtel, den er trug, und machte es so seinen Begleitern leicht, ihn tot zu schlagen. Aber auch viele Kämpen von erprobter Tapferkeit sind von ihm der Überlieferung nach im Einzelkampfe damals überwunden worden, unter denen Attalus und Skatus hervorragend berühmt waren. Fünfzehn Jahre alt bot er bei ungewöhnlichem Wachstume das vollendete Muster männlicher Kraft und so hervorragend waren die Bethätigungen seiner Naturanlage, dass nach ihm die andern dänischen Könige mit Gemeinbezeichnung Skioldunge genannt wurden. Er trieb auch die, welche ein verderbtes und weichliches Leben führten und die Selbstbeherrschung von dem Hange zum Wohlleben erschüttern liessen, durch das Vorbild seiner regen Thätigkeit an, sich einem tüchtigen Leben zuzuwenden.

[12] 12Skiold eilte also der vollen Entwicklung der Körperkraft durch seine geistige Reife vorauf und focht Kämpfe aus, bei denen er nach seinen jungen Jahren kaum hätte Zuschauer sein können. In dieser Entwickelung der Jahre und der Tüchtigkeit kämpfte er auf Herausforderung wegen der Alvilda, der Tochter des Königs der Sachsen, um die er ob ihrer vollendeten Schönheit warb, mit Skat, dem Herzoge der Alemanen, der sich auch um das Mädchen bewarb, unter

Empfohlene Zitierweise:
Saxo Grammaticus: Erläuterungen zu den ersten neun Büchern der Dänischen Geschichte des Saxo Grammaticus. Leipzig: Verlag von Wilhelm Engelmann, 1901, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Erl%C3%A4uterungen_zu_den_ersten_neun_B%C3%BCchern_der_D%C3%A4nischen_Geschichte_des_Saxo_Grammaticus_026.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)